Es ist durchaus ein Zeichen mentaler Stärke, wenn eine Woche, die in der Wahrnehmung aller auf die Innenverteidigung fokussiert war, mit einem Zu-Null-Spiel endet. Nimmt man dazu die Tatsache, dass beide beachteten Akteure – Dominic Maroh und Philipp Wollscheid – sich über 90 Minuten keinerlei Unkonzentriertheit leisteten, kann man den Samstag gegen Kaiserslautern defensiv als Erfolg verbuchen. Da einer der Defensiven, namentlich Timothy Chandler, auch offensiv einmal Durchschlagskraft zeigte, fiel dann sogar der gesamte Samstagnachmittag unter die Kategorie Erfolg.


Geschuldet war dieser Erfolg zum Teil sicherlich der Schwäche des Gegners. Doch den ersten Sieg seit dem 11.9. allein darauf zu reduzieren wäre der Mannschaft des FCN gegenüber ungerecht. Sie schaffte nämlich vieles, was in den vergangenen acht Spielen nicht gelungen war. Allen voran natürlich die Wiedererlangung der defensiven Stabilität und Konzentration, die in den ersten Saisonspielen noch Grundpfeiler des Nürnberger Spiels waren. Es ist nicht zu klären, ob diese Rückkehr zu alten Werten nun an der Hereinnahme von Dominic Maroh, am von Verhandlungen mit Leverkusen befreiten Kopf von Philipp Wollscheid, oder an Dieter Heckings Anweisungen lag.

 

Klar ist nur: Die Veränderung war sowohl sicht- als auch spürbar. Das Auftreten der Mannschaft wirkte beileibe nicht mehr so unterwürfig wie vor Wochenfrist in Gelsenkirchen. Stattdessen wurde phasenweise früh und aggressiv der ballführende Spieler der Gäste attackiert. Belohnt wurde dieses Art der Vorwärtsverteidigung bereits nach dreizehn Minuten als Timothy Chandler gegen Alexander Bugera den Ball eroberte und kurz darauf passgenau in die Maschen hämmerte.

 

Im Gegensatz zum vorangegangenen Heimspiel folgte weder ein schneller Ausgleich der Gäste noch Verunsicherung in Reihen des FCN. Vielmehr wirkte der Club in Kontrolle des Spiels und ließ im gesamten Spiel keine gefährliche Torgelegenheit des 1. FC Kaiserslautern zu. Doch nicht nur im Spiel gegen den Ball zeigte sich das Team von Dieter Hecking verbessert. Auch im Offensivspiel war eine Verbesserung zu erkennen. Allen voran Daniel Didavi bestärkte den Eindruck, den er schon in Gelsenkirchen hinterlassen hatte: Er könnte derjenige sein, der das Kreativdefizit in Nürnberg beheben kann.

 

Aufblitzen ließ er dies mehrmals mit starken Pässen hinter die Abwehr, die Alexander Esswein oder Tomas Pekhart gewiss nicht immer verarbeiten konnten. Einzig am Timing seiner Fernschüsse muss die Stuttgarter Leihgabe – allerdings nicht als einziger Club-Spieler - noch arbeiten. Überhaupt kann es an diesem Nachmittag nur eine lautstarke Kritik geben: Die, an der Chancenauswertung. Allen Beteiligten wäre viel Nervosität und Bangen erspart geblieben, wäre eine der zahlreichen Gelegenheiten verwertet worden. Vor allem Alexander Esswein traf vor dem Tor zuweilen die falsche Entscheidung. Dennoch machte der ehemalige Lauterer Jugendspieler ein gutes Spiel und beeindruckte einmal mehr mit seiner Geschwindigkeit und seinen technischen Fähigkeiten.

 

Die Offensive, die auch dank Tomas Pekharts enormer Laufarbeit und Zweikampfaffinität besser als in den letzten Monaten wirkte, bekommt nun hoffentlich Gelegenheit, sich einzuspielen. Das Hoffen richtet sich dabei nicht einmal so sehr in Richtung Dieter Hecking, der zum wiederholten Male nicht die gleiche Mittelfeldformation ins Feld schicken konnte. Sie richtet sich eher an das Verletzungspech, das diese Hinrunde ordentlich zugeschlagen hatte. An diesem Wochenende hatte es relativ kurzfristig Mike Frantz außer Gefecht gesetzt.

 

Sein Ersatz Jens Hegeler war wohl der schwächste der Mittelfeldreihe, wirkte immer wieder lethargisch und schlapp. Offensichtlich wurde dies vor allem Ende als er zusammen mit Almog Cohen auf dem Feld stand. Während Hegeler immer wieder die Schultern hängen ließ, stellte der kleine Israeli ein Energiebündel dar. Bezeichnend dabei, dass dieser so aufgedreht war, dass er selbst zwanzig Sekunden vor Schluss noch die Gegengerade gestenreich zu mehr Lautstärke aufforderte. Cohen wirkte als hätte er verstanden, worum es ging.

 

Worum es ging – und geht – verstanden an diesem Nachmittag auch die Zuschauer in Nürnberg sehr gut. Vor dem Anpfiff wurde Philipp Wollscheid bei seinem ersten Auftritt nach dem Bekanntwerden des Wechsels nach Leverkusen ausgepfiffen. Während des Spiels aber war kein einziger Pfiff, kein einziges Buh gegen den 22-Jährigen zu hören. So machte das Publikum klar und deutlich, was sie von Wollscheids Wechsel halten, ohne aber den Erfolg der Mannschaft zu gefährden. Dafür muss Lob gezollt werden. Es bleibt zu hoffen, dass es so bleibt. Es wäre auch das ein Erfolg.

 

 

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