Treffen – wie im Verlauf der kommenden Woche wieder – Mannschaften aus unterschiedlichen Ligen aufeinander, so fällt oft der Begriff des Klassenunterschieds. Der soll ausdrücken, dass man es merkt – oder auch nicht – dass die Teams nicht in einer Liga spielen. Am Samstag, als der FCN in Leverkusen antrat, da war dieser Klassenunterschied auch zu spüren.  Zwar spielen Bayer und der Club (noch) nicht in unterschiedlichen Ligen, es gibt also keinen Unterschied in der Spielklasse, aber doch lagen Welten zwischen Gastgebern und Gästen, es gab also einen Unterschied in der spielerischen Klasse; ein Unterschied, der sich auch im Ergebnis widerspiegelte.

30 Minuten lang konnte man ihn nicht sehen, nur an Indizien erahnen, den Klassenunterschied. Da versuchte Leverkusen das 0:5 vom Mittwoch sich aus den Knochen zu spielen, wirkte leicht verunsichert und ließ auch die beste Nürnberger Chance zu: Den 13. Aluminiumtreffer der Nürnberger Saison; Makoto Hasebe traf wie schon in der Vorwoche nur den Pfosten. In dieser Phase wäre mit etwas mehr Mut möglicherweise mehr drin gewesen, doch so recht traute man sich nicht den schnellen Zug zum Tor zu suchen.

Überhaupt fiel auch in Leverkusen wie schon in der Vorwoche auf, dass die Ideen und Impulse, die noch gegen Freiburg und Gladbach die Niederlagen erträglicher gemacht hatten, völlig fehlten. Keine offensiven Ideen, kein Spielwitz, keine schnelle Ballzirkulation. Stattdessen Fußball wie zu dunkelsten Zeiten: Viele Fehlpässe, uninspiriertes Agieren, Verschleppen des Spiels. Hätte man Gertjan Verbeek nicht an der Außenlinie gesehen, man hätte meinen können einer aus dem Triumvirat Michael Wiesinger, Michael Oenning oder Thomas von Heesen wäre der Verantwortliche.

Es mag sein, dass die Marschroute wie schon gegen Wolfsburg dem Respekt vor der Klasse des Gegners geschuldet war, es wirkte auf den Betrachter jedoch wie ein Erstarren in Ehrfurcht. Nicht erst ab dem Gegentor, aber besonders von diesem Zeitpunkt an manifestierte sich diese Ehrfurcht dann auch greifbar in der defensiven Maxime Geleitschutz statt Zweikämpfe. Eine Maxime, die dann auch den Klassenunterschied veranschaulichte. Die Entstehung des 2:0 der Leverkusener war ein Paradebeispiel dafür, doch auch Castros Vorlage zum 1:0 entstand schon aus einem solchen Geleitschutz. Wobei hier nicht Chandler zunächst nicht einmal dies bieten konnte, sondern völlig abwesend war.

Überhaupt wirkte die Nürnberger Defensive oft abwesend. Viele Pässe aus der Verteidigung wurden unkonzentriert und schlampig ausgeführt, so dass einer dieser Fehlpässe zum 1:0 und ein weiterer zum 3:0 führten. Es ist eben auch ein Zeichen des Klassenunterschieds, dass die Leverkusener diese Nürnberger Einladungen annahmen, während Chandler einer ähnlichen Einladung durch Leverkusens Can nicht nachkam und stattdessen einen dankbaren Torwartball präsentierte. Es war in jeder Hinsicht zu wenig, was der FCN bot.

Für die Anhänger, die seit nunmehr 14 Spielen auf den Befreiungsschlag, den Knotenlöser, den ersten Sieg warten, war das Spiel in Leverkusen besonders ernüchternd, weil das Spiel genauso aussah, wie es die Tabelle angekündigt hatte: Zweiter gegen Vorletzter.

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