Das Positive vorweg, der Club kann Tore schießen, sogar auswärts, sogar nach Standards und schlechter wird es tabellarisch auch nicht mehr werden. Das war es aber dann auch schon an dem, was man an Positivem mitnehmen kann aus der krachenden Niederlage im Breisgau, dem – frei nach Uli Digmayer – Supergau im Breisgau. Die Fragen, die sich in der Vorbereitung aufgeworfen hatten, wurden alle beantwortet. Die Antwort lautete stets: Noch schlechter als gedacht.

Sicherlich waren die Spieler durch die katastrophale Anfangsphase verunsichert. Doch die drei Standardgegentore fielen nicht durch Pech oder Zufall, sondern durch die Unfähigkeit mit dem Freiburger Pressing umzugehen. In beiden Situationen, die zu den Strafstößen führten, hätte der FCN mit etwas mehr Konsequenz den Ball bereits klären können, da die Gastgeber ihn eigentlich schon verloren hatten, stattdessen kam der Sportclub wieder an den Ball. Es folgten Fouls, Elfmeter, Freistöße und ein Hattrick, so dass es nach elf Minuten 3:0 stand.

Danach benötigte der FCN Zeit sich zu finden und offenbarte, dass René Weiler sich schlicht und ergreifend vercoacht hatte. Dem Druck der Freiburger im Mittelfeld mit Behrens nur einen defensiven Mittelfeldspieler entgegen zu stellen, erwies sich als fatale Entscheidung. Immer wieder überrollte der SCF die Gäste und konnte so den Ball auf die linke Angriffsseite bringen. Dort musste der völlig überforderte Kevin Möhwald sein Zweitligadebüt als Prügelknabe verbringen. Ihn hatte Freiburgs Trainer Christian Streich bereits vor dem Spiel Schwachstelle ausgemacht und sein Team mit einer assymetrischen, linkslastigen Aufstellung ins Feld geschickt.

René Weiler wartete bis zur Pause um diesen Fehler zu beheben; da hatten beide Mannschaften noch einmal getroffen. Die Club-Defensive durfte dabei nochmals richtig schwach aussehen, Nils Petersen spazierte durch die Reihe, scheiterte an Kirschbaum, doch Frantz verwertete, ebenfalls allein vor dem Tor stehend, den zweiten Ball. Das Tor des FCN schoss Kevin Möhwald, sehenswert, per Volley und ließ erahnen, was eigentlich sein Forte ist; das Verteidigen ist nicht.

Die Umstellung zur Pause – Polak wurde Behrens zur Seite gestellt, Schöpf rückte auf die Außenbahn, dafür musste Gislason vom Feld – zeigte Wirkung. Der Kapitän war nicht nur „Aggressive Leader“ auf dem Platz, er stabilisierte den Club auch sichtbar. Acht Minuten nach seiner Einwechslung war der FCN auf ein Tor herangekommen, wenn auch mit Hilfe eines glücklichen Strafstoßes. Das Spiel stand kurz davor zugunsten des FCN zu kippen, Schöpf und Stark hatten sogar kleinere Gelegenheiten zum Ausgleich. <

Der entscheidende Moment des Spiels war daher wohl auch nicht einer der Elfmeter, sondern ein Zweikampf auf der linken Außenbahn: Maximilian Philipp erhielt einen langen Diagonalball von Mensur Mujdza, nahm diesen mit dem Rücken zum Tor an. Direkt hinter ihm stand Kevin Möhwald. Diesen überlupfte Philipp und drehte sich um ihn, so dass dem Angreifer nun die restliche Flanke offenstand. Zentral orientierte sich Ondrej Petrak zur Mitte statt den anstürmenden Philipp zu attackieren, dieser zog nach innen und schlenzte ins lange Eck.

Die Dynamik des Spiels, die gerade noch für den FCN gesprochen hatte, verkehrte sich ins Gegenteil, der Club hatte den Glauben an die Wende verloren, Freiburg spielte routiniert zu Ende und das Spektakel war nach einer guten Stunde beendet. Es fand einen kleinen Nachschlag im 6:3, doch zu Ende war das Spiel mit Philipps Lupfer über Möhwald. Nun wäre es falsch die Klatsche einem 22-Jährigen anzulasten, der sein erstes Zweitligaspiel macht und das noch dazu auf einer völlig fremden Position, gegen eine der stärksten Offensiven der Liga. Die Kritik muss eine oder zwei Etagen höher angebracht werden. Sie mündet in der Frage, warum man erneut in die Saison startet ohne einen Rechtsverteidiger in den eigenen Reihen zu haben. Warum man stattdessen Notlösungen stark redet und Transfers verzögert? Genau diese Taktik hat vor Jahresfrist ein ähnliches Ergebnis verursacht, ein 5:1, das dem Team die gesamte Saison nachging. Es bleibt zu offen, dass Freiburg in diesem Sinne nicht Fürth ist – trotz des gleichen Anfangsbuchstabens.

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