Wenn man dem FCN in den letzten Jahren eines nicht zusprechen konnte, dann war es das Glück. Unerklärliche Schiedsrichterentscheidungen, unzählige Alutreffer, fälschlich abgepfiffene Tore, späte Gegentore; alles, was im Fußball unter Pech fällt ereilte den Club. Seit einigen Wochen hat sich das ins Gegenteil gekehrt: Späte Siegtore, Siege im Elfmeterschießen, obwohl man drei Elfmeter verschießt und nun auch noch ein Gegner, der lieber Aluminium trifft, als den verdienten Sieg mitzunehmen. Was ist los mit dem Club? Auf dem Weg zu den Duselfranken?

Nicht ganz, könnte man einwenden, schließlich hätte man mit richtig viel Dusel das Spiel auch gewinnen können, immerhin führte man ja eine Zeit lang mit 2:1. Andererseits kann kein Glück der Welt das Abwehrverhalten der Club-Defensive ausgleichen. „Zehn Gegentore in drei Spielen sind kein Zufall“, schreibt Alexander Endl auf Clubfans United und trifft damit den Kern des Problems. Sehr viel Passivität gepaart mit einem Schuss Unordnung, dazu noch eine Prise unkontrolliertes Ballwegschlagen und fertig ist das Abwehrverhalten des FCN 2015/16. Sichtbar wurde es am 2:2 und einer Reihe anderer Möglichkeiten.

Sinnbild jener Abwehrkrise ist Even Hovland, der seit Wochen seiner Form hinterher läuft, im Stellungsspiel oft falsche Entscheidungen trifft und im Spielaufbau unzählige Fehler macht. Dass Dave Bulthuis trotz seiner erheblichen technischen Mängel neben ihm eine bessere Figur macht, spricht Bände. Ebenso, dass der Abwehr trotz ihrer enormen Körpergröße die Lufthoheit fehlt, gibt zu denken. Vieles spricht für fehlende Organisation. Organisation, die nicht dadurch verbessert wird, dass in der Zentrale vor den Innenverteidigern weiterhin fleißig experimentiert wird. Gegen 1860 nahm Ondrej Petrak die Rolle des tief liegenden Sechsers war, zuvor hatten auch schon Jan Polak und Hanno Behrens in Einzel- oder Doppelsechs sich hier probieren dürfen. Routinen spielen sich auf diese Weise eher schwierig ein.

Hanno Behrens durfte sich gegen die Gäste aus München sogar phasenweise auf der zentralen offensiven Mittelfeldposition bemühen, ein Experiment das ebenso krachend scheiterte wie Alessandro Schöpf auf die linke Außenbahn zu stellen. Der Österreicher arbeitete wenig und halbherzig nach hinten mit, ließ Niklas Stark oft im Stich, verursachte unnötige Eckbälle und Einwürfe, einer von ihnen führte zum 0:1. Wie schon in Freiburg erkannte René Weiler seine Fehler und stellte zur Pause erfolgreich auf 4-4-2 um, indem er Behrens und Schöpf durch Gislason und Füllkrug ersetzte. Die Frage, warum man jedoch überhaupt auf derartige Experimente zurückgreift muss der Trainer sich gefallen lassen.

Nur durch gnadenlose Effizienz vor dem gegnerischen Tor – zwei Tore aus zweieinhalb Chancen – konnte der FCN einen Punkt am Montagabend mitnehmen. Tore, die zum einen den Kampfeswillen zum Ausdruck brachten, den Guido Burgstaller in Waagschale warf, zum anderen, als sich Petrak und Brecko auf engem Raum die Bälle zuspielten, Brecko zum Solo ansetzte und Stark nur noch einschieben musste, andeutete, was mit echten Außenverteidigern möglich ist. Doch jene Optionen wurden viel zu wenig bedient, viel zu oft wurde die Option „Hoch und Weit“ gewählt. Weder ansehnlich, noch effektiv. Die Gäste machten dies über weite Strecken besser, trafen aber bei ihren 23 Torschüssen eben 21-mal daneben, die Latte, den Pfosten oder Thorsten Kirschbaum. Dusel für den FCN.

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