Zwetligafußball steht ja selten in dem Verdacht ein sportlicher Leckerbissen zu sein. Physis und Kampfeswillen zählen meist mehr als taktische Finesse und dass man selbst mit einfachsten Mitteln aufsteigen kann, bewiesen unlängst die Darmstädter. So gesehen war der knappe Erfolg des FCN gegen Düsseldorf eben genau eines jener typischen Zweiligaspiele. Bei brütender Hitze wurde sich beherzt in die Zweikämpfe geworfen, rustikal dazwischen gegangen und selten Fußball gespielt. Dass der Club ein solches Spiel gewinnt, spricht für ihn, dass er so spielen muss nicht.

Diese Einschränkung bedeutet nicht, dass der FCN das Spiel nicht verdient gewann, der Gegner aus Düsseldorf stand dem FCN in Sachen Einfallslosigkeit im Offensivspiel in Nichts nach, verlor dazu mehr Zweikämpfe, hatte den Ball seltener und brachte im Strafraum den Ball seltener aufs Tor. Der Club stand auch deshalb am Ende als Sieger fest, weil er eine seiner wenigen echten Chancen nutzte, Düsseldorf seine ebenso wenigen dagegen nicht. Der Schlüssel zu jenem knappen Erfolg im Abnutzungskampf war die neu gefundene Kompaktheit der immer noch schwächsten Defensive der Liga – gemessen an den Gegentoren. .

Für diese Kompaktheit sorgten zwei überraschende Startelfspieler: Georg Margreitter und Kevin Möhwald. Der Österreicher Margreitter war unter der Woche erst verpflichtet worden. Nach neun Monaten ohne Pflichtspiel war klar, dass es dem 26-jährigen an Kondition mangeln würde, doch bis zu seiner Auswechslung unter Krämpfen lieferte er eine starke Leistung ab. Der Vorarlberger gewann alle seiner zehn Zweikämpfe in der Luft, kam insgesamt auf eine Zweikampfquote von 86%, ein Wert, der im Spiel von keinem Spieler mit mehr als vier Zweikämpfen überboten wurde. Natürlich war es kein perfekter Auftritt, allein der konditionelle Zustand Margreitters lässt zu wünschen übrig, doch zumindest erste Zweifel, die auf Grund seiner Vita berechtigt erschienen, konnte der Innenverteidiger beseitigen. .

Die andere Startelfüberraschung war Kevin Möhwald, der Niklas Stark im defensiven Mittelfeld ersetzte und das nach Berlin verkaufte Eigengewächs vergessen machte. Nicht nur, weil Möhwalds Fernschuss Behrens‘ Tor vorausging, machte der Ex-Erfurter eine gute Partie. Mit extremer Passsicherheit ausgestattet (88%, bester Wert aller Spieler, die über 90 Minuten spielten), trieb er den Ball auch nach vorne, beteiligte sich lautstark an der Spielorganisation. Es spricht für den 22-Jährigen, dass er seinen Einsatz als Rechtsverteidiger im Debakel in Freiburg völlig verarbeitet hat. Eine mentale Stärke, die er damals schon nach dem Spiel im Interview andeutete. .

Nicht nur durch die Hereinnahme von Margreitter und Möhwald krempelte René Weiler den Kader mächtig um: Ondrej Petrak wurde wegen schlechter Trainingsleistungen auf die Tribüne verbannt, für ihn rückte der junge Philipp Hercher in den Kader, bei Jakub Sylvestr waren es nicht nur die Trainingseindrücke, sondern auch die Wechselabsichten des Slowaken. Aus der Startelf flog neben Bulthuis, der durch Margreitter ersetzt wurde, auch Alessandro Schöpf, der in den vergangenen Wochen schwach agiert hatte und Hanno Behrens, der nach der Pause dann allerdings den angeschlagenen Polak ersetzte. Sowohl Behrens als auch Schöpf zeigten, dass sie das Zeichen verstanden hatten und agierten nach ihrer Einwechslung zumindest kämpferisch stark, wenn auch spielerisch nicht immer glücklich. .

Die Hervorhebung all dieser kämpferischen Pluspunkte, all der positiven Eindrücke in Sachen Einstellung, können natürlich nicht über die spielerischen Defizite hinwegtäuschen. Die beiden offensiven Flügel lahmten, was man auch daran merkte, dass der Club keine einzige Ecke herausarbeiten konnte. Das Spiel in die Spitze war, wie auch René Weiler unumwunden zugab, noch viel vom Zufall geprägt. Doch vielleicht muss man den Anspruch einfach herabschrauben; die Zweite Liga ist Kampf, den hat derClub gegen Düsseldorf angenommen und gewonnen.

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