Der französische Philosoph und Literaturtheoretiker Roland Barthes formulierte seine Thesen zur Intertextualität so: Jeder Text ist durch stete Rückbezüge auf Kultur, Literatur und Lebenswelt eigentlich schon immer da gewesen. Er entsteht nicht völlig neu, sondern ist lediglich eine Neuzusammenstellung jener Bezüge. Die Spiele des FCN sind in diesen Wochen eine Untermauerung von Barthes‘ Thesen. Alle Elemente des Spiels kennt man, sie waren alle schon immer da, sie werden nur in jedem Spiel zu neuen Ergebnissen neu kombiniert. Dieses Mal kombinierte man die Spielkultur des Pokalabends, die Chancenverwertung aus dem Frankfurt-Spiel das Ergebnis des Duisburg-Spiels und warf kontroverse Schiedsrichterentscheidungen der gesamten Saison mit in den Topf.

Der Club kombinierte erneut sehr gefällig in Richtung Tor des Gegners. Dieses Mal waren es sogar beide Flügel, die für Gefahr sorgten. Sowohl Brecko/Schöpf als auch Sepsi/Leibold machten Druck auf die Verteidigung der Gäste. Allerdings zogen all vier zu oft zu früh nach innen und suchten ihr Heil zu selten von der Grundlinie, dabei wurde es genau dann immer besonders gefährlich, gerade wenn der Ball nicht hoch, sondern flach in den Strafraum der Karlsruher gespielt wurde. Da hier die Angreifer aber selten präsent waren, kamen die größten Chancen des FCN trotzdem nach hohen Bällen. Zwei Ecken von Schöpf und eine Burgstaller-Flanke waren die Ausgangspunkte. Je einmal retteten Torwart, Pfosten und Schiedsrichter.

Über Torwart und Pfosten, die bei Blums und Margreitters Kopfball verhinderten, braucht nicht lange lamentiert werden, hier darf das Manko der mangelnden Chancenauswertung, das seit einigen Wochen die gnadenlose Effizienz abgelöst hat, erneut herangezogen werden. Über das erneute Versagen der Schiedsrichter darf der geneigte Clubfan allerdings in Wehklagen verfallen. Es war die nächste Fehlentscheidung zu Ungunsten des FCN in dieser Saison. In diesem Fall eine denkbar enge Entscheidung, Füllkrug war tatsächlich nur knapp auf gleicher Höhe bei seinem Kopfball ins Tor, aber eben dennoch eine falsche. Es ist daher ein Anfang, wenn René Weiler und Andreas Bornemann nach dem Spiel eben nicht mehr nur zur Kenntnis nehmen, dass erneut Entscheidungen gegen den FCN gefällt wurden, sondern den Missstand aktiv ansprechen.

Natürlich darf die Schuld für das zweite Ligaspiel ohne Torerfolg nicht allein beim Schiedsrichterassistenten abgeladen werden. Die Chancenverwertung war unzureichend, das Spiel vorm Tor zum Teil unnötig kompliziert und viele Standards ungenau. Doch auch die andere Seite darf betrachtet werden, der FCN blieb im zweiten Ligaspiel in Folge ohne Gegentor. Aus dem Spiel heraus ist der Club in der Liga sogar bereits seit 344 Minuten ohne Gegentreffer. Die Defensive hat sich, das ist eindeutig festzustellen, stabilisiert, selbst wenn gegen den KSC die Latte und ein Kirschbaum-Reflex mithelfen mussten.

Einen entscheidenden Anteil an jener Stabilisierung hat, das muss jede Woche betont werden, Patrick Erras. Der 20-Jährige spielt als hätte wäre er seit Jahren Profi, hat immer wieder ein gutes Auge in der Spieleröffnung und steht äußerst stabil. Eine Verlängerung des im Sommer auslaufenden Vertrags muss daher unbedingt hoch auf der Prioritätenliste von Andreas Bornemann stehen. Ein Abgang eines talentierten Eigengewächses wäre jedenfalls auch etwas, das schon einmal dagewesen ist beim FCN.

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.
Ok