Manchmal könnte man es sich als Berichterstatter ja einfach machen. Irgendwo einen alten Artikel rausholen, ein paar Namen und Daten ändern und als neu verkaufen. Schließlich kann ja ein Fußballspiel gar nicht so unterschiedlich verlaufen. Für das Spiel des FCN in Leverkusen wäre das sicher auch möglich gewesen, jedoch auch sehr auffällig, da die Blaupause für das Spiel lediglich eine Woche alt ist. Ausrichtung, Spielweise und Engagement waren dem Spiel in Hamburg frappierend ähnlich, nur Tore fielen keine.

Trotz der Ähnlichkeiten war natürlich nicht alles gleich. Nicht die Aufstellung des FCN - der gesunde Frantz ersetzte den schwer verletzten Bunjaku, der hoch gewachsene Hegeler den kleinen Cohen - und nicht die Reaktion des Gegners auf die Ausrichtung des FCN. Während der HSV versuchte den FCN über die rechte Abwehrseite auszuhebeln, war bei Bayer keinerlei Konzept zu erkennen. Die Rheinländer verzweifelten am massiven Glubb-Gürtel, wirkten völlig planlos. Ein wenig mag die Planlosigkeit der Umstellung und dem Schock nach dem frühen Ausscheiden von Stefan Kießling geschuldet gewesen sein: Der Ex-Clubspieler musste nach einem robusten Einsteigen von Andi Wolf in der zwölften Spielminute bereits vom Platz.

Dennoch kann dies nicht allein als Erklärung herhalten, vielmehr muss auch die Defensive des Glubb gelobt werden. Das Stellungsspiel klappte zu jedem Zeitpunkt ausgezeichnet, die Leverkusener konnten keine Bälle in den Lauf ihrer schnellen Spieler platzieren, da die Glubberer stets richtig antizipierten, stets richtig standen. Die zu Beginn der Spielzeit noch wacklig wirkenden Wolf und Nilsson machten ihre Sache ebenso hervorragend und abgeklärt wie die beiden Außenverteidiger, Judt und Pinola. Beide fielen durch extreme Kampfbereitschaft und rigorose Zweikampfführung auf. Umso ärgerlicher, dass sich Javier Pinola seine zweite Gelbe Karte der Saison durch ein dummes Handspiel einfing.

Doch auch vor der Abwehr stand mit Timmy Simons ein lobenswerter Akteur. Der Belgier wurde bei der Verpflichtung auf Grund seiner Vita mit Tomas Galasek verglichen. Gerade im Defensivverhalten sieht man nach einer gewissen Eingewöhnungsphase, dass dies nicht völlig zu Unrecht geschah, selbst wenn er kein Ball verteilender Stratege ist. Im Defensivspiel kann man auch den restlichen Akteuren keinen Vorwurf machen. Jens Hegeler beeindruckt stets durch seine körperliche Präsenz, ähnliches gilt auch für Julian Schieber, beide wissen im Kampf um den Ball ihren Körper geschickt und nicht unfair einzusetzen. Ein Beweise dafür, dass Heckings Verpflichtungen durchaus eine der Schwächen der Vorjahre angegangen sind.

Eine andere Schwäche der Vorjahre ist allerdings noch nicht behoben und fiel auch in Leverkusen wieder auf. Im offensiven Spielaufbau fehlt immer noch jemand mit der Fähigkeit Ideenreichtum und Genauigkeit zu verbinden. Die Fähigkeiten dazu haben sowohl Ilkay Gündogan als auch Mehmet Ekici, beide scheinen aber immer noch nicht wieder fit zu sein. So sah man von vielen FCN-Akteuren immer wieder Pässe, die mögliche Konter durch ungenaue und/oder überhastete Zuspiele zunichte machten. So verpasste der Glubb sogar mögliche drei Punkte, konnte sich aber dennoch dank Christian Eiglers Kopfball die beste Chance des Spiels auf die Fahnen schreiben.

Auch wenn ein Sieg wohl nicht verdient gewesen wäre, so war der Punkt des FCN es absolut. Die Leverkusener werden wohl nicht die letzten sein, die am Glubb-Bollwerk scheitern.  Denn selbst wenn es offensiv noch hakt ist schon klar auszumachen, dass Dieter Hecking nun dem FCN seine eigene Spielphilosophie verordnet. Erkennbar war diese seit dem ersten Spiel unter seiner Leitung auf Schalke, doch erst knapp 20 Spiele später trägt die Arbeit wirkliche Früchte. Nach der heutigen Leistung scheinen 0:4 Niederlagen wie im Vorjahr in Hamburg und Leverkusen fast völlig ausgeschlossen.

Das macht Mut, ebenso wie die Tatsache, dass der dritte Auswärtspunkt in der Vorsaison erst spät im November geholt wurde. Folgt nun noch am Mittwoch der erste Heimsieg, es wäre ein gelungener Saisonstart. Zumindest sieben Tore - wie am Samstag - dürften den Gast aus Stuttgart gegen das fränkische Mauerwerk nicht gelingen.

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