Max-Morlock-Stadion, 15:20 Uhr, die Mannschaft des 1. FC Nürnberg geht nach dem Aufwärmen in die Nord- und in die Südkurve, sie applaudiert in Richtung der Zuschauer. Wer darin ein schlechtes Omen sieht („Wir machen's jetzt, weil nach dem Spiel pfeift ihr uns wegen der Niederlage aus.“), wird eines besseren belehrt. Ebenso diejenigen, die weil Köln keine „große“ Mannschaft ist, mit einer Niederlage rechnen und jene, die meinen, dass die Gäste schon seit fast 20 Jahren keinen Bundesligapunkt aus Nürnberg mehr mitgenommen haben, deshalb also „dran“ seien. Es ist neben den 5 Siegen, den 18 Punkten nach 11 Spielen, das, was am meisten Freude macht in diesen Tagen: Der natürliche Pessimismus eines Fußballfans wird fröhlich und ohne erhobenen Zeigefinger in seine Schranken verwiesen.

 

 

 

So auch am Samstagnachmittag gegen Köln. Das Spiel nimmt den Lauf, den in dieser Saison noch jedes Heimspiel genommen hat: Führungstor Glubb, Ausgleich Gäste. Diesmal allerdings passieren beide Ereignisse binnen fünf Minuten, der FCN hatte also gar keine Zeit es sich in der Führung bequem zu machen, stattdessen nutzten die Domstädter die Abwehrschwächen des Club bei Standards und hohen Bällen aus und kam nach einer Ecke durch die Luft zum Ausgleich. Für das Spiel der Gastgeber war der Ausgleich aber nicht mehr als ein unangenehmer Mückenstich, sie spielten weiter wie vor dem Gegentreffer, bewiesen ihre mentale Festigkeit.

 

Überhaupt war das Spiel des Glubb in der ersten Halbzeit so unaufgeregt und sicher, dass es wohl mit zum besten gehörte, was die Mannschaft in dieser Saison abgeliefert hat. Das Zweikampfverhalten war aggressiv, am Ende stand es 56 % zu 44%, die Bälle zirkulierten sicher und blieben in den eigenen Reihen – zwischen Gegentor und Pausenpfiff lag die Ballbesitzquote des FCN bei knapp 65%. Auch war ein offensiver Plan zu erkennen: Die Kölner sollten durch direktes Spiel über die Flügel unter Druck gesetzt werden, ihre Schwachstellen also gezielt angegangen werden. So standen am Ende 28 Flanken des FCN zu Buche, ebenso ein Saisonbestwert wie die neun von ihnen die ankamen.

 

All dies wäre natürlich nur statistische Spielerei, wenn aus den Flanken und Attacken über die Flügel nichts zählbares herausgekommen wäre. Doch sowohl das 1:0 durch Jens Hegeler, als auch das 2:1 durch Ilkay Gündogan fielen über die rechte Abwehrseite der Kölner. Hegeler, dem man deutlich anmerkte, dass er seinem Jugendtrainer Schaefer etwas beweisen wollte, erzielte dabei ein so sehenswertes Tor, dass selbst Kölns Torwart Varvodic dem Schuss lieber zusah als zu reagieren. Auch Gündogans Tor war sehenswert, nicht nur weil der 20-jährige untypischerweise mit dem Kopf traf, sondern auch weil dem Tor eine herrliche Kombination von zahlreichen Direktpässen voraus ging, ehe Mike Frantz auf Gündogan flankte und der traf.

 

Dass auf dem schweren Boden das Tempo der ersten Halbzeit nach dem Seitenwechsel nicht vollständig gehalten werden konnte, ist verständlich. Ob man sich allerdings wirklich so weit zurückziehen musste, wie zwischen 60. und 80. Minute, wo nun der Ballbesitz der Gäste bei weit über 65% lag, ist zumindest fraglich. Zwar kamen die Kölner nur zu zwei guten Gelegenheiten, die Raphael Schäfer gewohnt souverän abwehren konnte, doch war gerade in diesen zwanzig Minute die Frage, ob nicht doch all die schlechten Vorahnungen von vor dem Anpfiff zurückkommen würden.

 

Sie taten es nicht. Stattdessen bekam die Standardvariante des Heimsiegs dieser Saison sogar eine kleine Abwandlung. Das Spiel endete nicht 2:1, wie die drei Spiele zuvor, sondern fand – dank eines gekonnt und überlegt abgeschlossenen Konter über Jens Hegeler und Julian Schieber – noch einen späten Höhepunkt im 3:1 für den FCN. Dieses Tor gepaart mit dem Ergebnis des Parallelspiels in Gladbach, versetzte das Stadion dann in völlige Ekstase. Der FCN liegt nach dem 11. Spieltag vor dem Erzrivalen aus München und am nächsten Sonntag wartet das Derby. Keine Zeit für schlechte Vorahnungen, oder?

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