Vor einigen Wochen nach dem Freiburg-Spiel wurde Andreas Wolf an dieser Stelle zum „Matchloser“ ausgerufen. Hätte der Schiedsrichter am Samstagnachmittag gegen Schalke 04 sein Handspiel im Strafraum geahndet, Wolf hätte sich womöglich erneut für den Titel beworben. Doch das Schicksal hatte andere Pläne für den FCN-Kapitän. Sechs Minuten vor Schluss köpfte er den Ball über die Linie des Schalker Tors und sorgte so für den ersten Glubb-Sieg gegen Schalke in diesem Jahrtausend. So wurde er an diesem Tag zu dem, was Fußballer am liebsten sind: Zum Matchwinner.

 

 

Eines der wichtigsten Glaubensbekenntnisse des Fußballbetriebs ist, dass sich im Laufe einer langen Saison alles ausgleicht. Der Glaube an dieses Prinzip ist das einzige, das die Ungerechtigkeiten des Fußballalltags erträglich macht. Ungewöhnlich ist es jedoch auch für den größten Schicksalsgläubigen, wenn der Ausgleich binnen drei Tagen erfolgt. All das, was am Mittwochabend noch für den FCN lief, lief in Frankfurt am Samstagnachmittag gegen ihn. So war die Niederlage am Ende unglücklich und unverdient und dennoch gibt sie Hoffnung, da sie die bislang beste fußballerische Leistung der Spielzeit darstellte.

Bei der Bewertung von Fußballspielen liegen bisweilen Welten zwischen den Berichterstattern. Geschuldet mag dies womöglich auch der Kompetenz sein, wahrscheinlich aber vor allem dem Blickwinkel. Der Sieg des FCN am Mittwochabend gegen den VfB Stuttgart war für den Fan eine nervliche Achterbahn mit orgiastischem Schlusspunkt, für den Fußballästheten dagegen ein optisches Grauen. Allen Beteiligten auf Seiten des FCN dürfte jene Einschätzung natürlich zurecht völlig egal sein, da am Ende – ganz am Ende – des Spiels der erste Saisonsieg zu Buche stand.

 

 

Manchmal könnte man es sich als Berichterstatter ja einfach machen. Irgendwo einen alten Artikel rausholen, ein paar Namen und Daten ändern und als neu verkaufen. Schließlich kann ja ein Fußballspiel gar nicht so unterschiedlich verlaufen. Für das Spiel des FCN in Leverkusen wäre das sicher auch möglich gewesen, jedoch auch sehr auffällig, da die Blaupause für das Spiel lediglich eine Woche alt ist. Ausrichtung, Spielweise und Engagement waren dem Spiel in Hamburg frappierend ähnlich, nur Tore fielen keine.

Dieter Hecking ist jünger als er aussieht, sein knorriges, oft verbissenes Minenspiel lässt den 46-jährigen oft zehn Jahre älter erscheinen. Kurz vor Schluss der Partie im Hamburger Volkspark aber wirkte der Trainer plötzlich mindestens fünfunddreißig Jahre jünger, als er spitzbübisch dem ins Aus rollenden Ball einen kleinen Stoß gab. Nichts dramatisches, nur ein minimales Ärgernis für den einwerfenden HSV. Dennoch verloren Gastgeber in Form von Guy Demel die Nerven und echauffierten sich, ob der eigentlich harmlosen Aktion. Eine Aktion fast schon sinnbildlich für das Spiel des FCN an der Alster. Nicklig, den Gegner entnervend, aber letztlich meist ungefährlich. Eine Spielweise die letztlich aber genügte, um einen verdienten Punkt aus Hamburg zu entführen.

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