Fußball ist ein Spiel, das am Ende einfach zu durchschauen scheint. Wer mehr Tore schießt als der Gegner, der hat alles richtig gemacht und der hat auch die Deutungshoheit. Da kann der andere noch so ansehnlich Fußball gespielt haben, der Blick auf die Anzeigetafel erweist sich als Totschlagargument. Da nutzt es nichts, wenn man spielerisch die beste Saisonleistung attestieren kann, wenn man fast 60% Ballbesitz hat und ein Fülle hochkarätiger Chancen. Wenn am Ende des Spiels der bis dahin sieglose Gegner mit 3:0 gewinnt, dann fehlen die Argumente, selbst wenn man vieles richtig gemacht hat.

Für eine Mannschaft ist es nicht unbedingt ein Kompliment, wenn das Highlight des Abends die Interviews des eigenen Trainers vor und nach dem Spiel sind. Für den Vorstand, der diesen Trainer ausgesucht hat hingegen ist es durchaus ein solches, denn zumindest in Sachen Außenwirkung hat man schon mal einen Volltreffer gelandet. Und so stand der Abend ganz eindeutig im Zeichen von Gertjan Verbeek, der am Ende des Abends das Spiel prägnant zusammenfasste. Auf die Frage, was noch besser werden müsste, antwortete er schlicht: Der Fußball.

Beim Blick in die Gazetten der vergangenen Woche hätte man meinen können der FCN habe spielfrei. Das Spiel in Frankfurt fand kaum Erwähnung. Wenn doch, dann nur in Zusammenhang damit, dass der neue Trainer dort nicht auf der Bank sitzen würde. Roger Prinzen, derjenige, der in Frankfurt auf der Bank saß, war diese Konzentration eventuell ja sogar ganz recht, so konnte er zum Beispiel Antonio Colak und Sebastian Gärtner in den Kader schmuggeln ohne, dass es jemand bemerkte.  Jener Colak war dann auch einer der Gründe, warum man als Club-Fan mit einem Lächeln das Waldstadion verließ. Er und der Ausgleichstreffer kurz vor Schluss.

Michael Tönnies, Norbert Dickel, Herbert Laumann und Sean Dundee. Man mag sich fragen, was diese eher zufällig wirkende Reihung an Namen mit dem Spiel des FCN gegen den HSV zu tun hat. Ein Blick auf die Gemeinsamkeiten der vier Herren macht aber schnell klar, dass sie die einzigen vier sind, die weniger Zeit für einen lupenreinen Hattrick in der Bundesliga brauchten als Hamburgs Pierre-Michel Lasogga. Acht Minuten benötigte die Leihgabe aus Berlin, um den Ball drei Mal im Nürnberger Tor unterzubringen. Dabei war die historische Marke nur gröbster Auswuchs und deutlichstes Zeichen des sportlichen Offenbarungseids des FCN an diesem Sonntagnachmittag.

34. Minute im Weserstadion, gerade hat Eljero Elia durch einen Schlenzer die Gastgeber mit 2:0 in Führung gebracht. Der 1. FC Nürnberg hat bislang nur passiv am Spiel teilgenommen. Böte man in diesem Moment einem Anhänger des FCN an, noch einen Punkt aus dem Spiel zu retten, er hatte dankend angenommen.  45 Spielminuten später: Marvin Plattenhardt bringt einen Freistoß in den Bremer Strafraum, Thomas Pekhart steigt hoch und köpft den Ball Richtung Bremer Tor. Böte man in dieser Sekunde nun demselben Anhänger des FCN denselben Punkt an, er würde dankend ablehnen. Diese Zwiegespaltenheit spiegelt die Leistung des Club an diesem Sonntagnachmittag wider und auch ein wenig die Schwierigkeit das Ergebnis zu deuten.

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