Einmal mehr wurde dem FCN nach einer Niederlage ein Kompliment gemacht. Lucien Favre meinte nach dem Spiel „Nürnberg hat dominiert (…) es hätte alles anders laufen können“. Favre, der einer ähnlichen Philosophie anhängt wie sein Gegenüber Verbeek, gibt damit – wie viele andere Beobachter des heutigen Fußballs – einem Trugschluss Nahrung. Dem Trugschluss, dass Ballbesitz gleich Dominanz bedeutet, dass guter Fußball an einem Prozentwert abzulesen ist. Denn außer Ballbesitz hatte der FCN nichts vom Spiel gegen Gladbach und taumelt so dem achten Abstieg entgegen.

Der FCN hatte zwar mehr Chancen aus dem Spiel als in Freiburg, doch außer einem Lattentreffer von Drmic und einem unbedrängt am Tor vorbeigesetzten Schuss von Mak gab es kaum produktive Chancen bis Kruse mit einer astreinen Schwalbe das Spiel entschied. Diese Situation war es dann auch, auf die sich alle Beteiligten nach dem Spiel stürzten. Eine Parallele zum Spiel in Freiburg, wo auch nicht die eigene Leistung, sondern ein Nebenkriegsschauplatz die Debatte bestimmte.

Es ist auch diese Suche nach Ausflüchten, das fehlende Ansprechen der eigenen Unzulänglichkeiten, das der Niederlage gegen Gladbach etwas Finales verleiht. Der Glaube an eine Wende, an ein letztes Aufbäumen er schwand, auch wenn die Situation keineswegs hoffnungslos ist mit nur drei Punkten Rückstand auf Rang 13. Doch die Aussagen der Spieler nach der Partie klangen nur noch nach Durchhalteparolen, auch sie wirkten leer und ohne Glauben.

Das geschah natürlich unter dem Eindruck eines Spiels, das ohne acht potentielle Stammspieler absolviert wurde, von denen sicherlich die meisten auch nicht mehr in dieser Saison zum Einsatz kommen dürften. Unter dem Eindruck eines Spiels, in dem man dann eben sah, warum Berkay Dabanli nur Innenverteidiger Nummer fünf und Martin Angha nur Rechtsverteidiger Nummer Zweieinhalb ist. Immer wieder drangen die Gäste über die rechte Seite der beiden durch. Das 1:0 fiel dann auch als Javier Pinola, der eifrige umsichtige Javier Pinola, einen Stellungsfehler von Angha nur durch ein Foul gut machen konnte. Doch auch danach entstanden viele Chancen über die rechte Abwehrseite.

Die spätere Lösung mit Markus Feulner als Verteidiger stabilisierte dann zumindest ein wenig, doch auch danach kamen die Gladbacher zu zahlreichen Kontern, die sie dank Unvermögen und Raphael Schäfer nicht zu mehr Toren nutzten. Doch die Chancen, welche die Gladbacher hatten, waren rein qualitativ so viel höher als alles, was der FCN trotz attestierter Dominanz aufzubieten hatte. Es zeigt auch daran, dass allein das Halten des Balles noch kein Qualitätsmerkmal ist – übrigens selbst dann nicht, wenn man sich den Ball wie beim Handball immer wieder um den Strafraum herum zupasst. Fußball wird durch Tore gewonnen und um diese zu erzielen, muss man sich Chancen erspielen. Dies schaffte der FCN vor allem nach dem Seitenwechsel gar nicht mehr. Er verlor auch deshalb.

Und mit der Niederlage verloren viele im Umfeld auch den Mut und die Hoffnung. Natürlich sind noch 15 Punkte zu vergeben, natürlich hat auch die Konkurrenz aus Stuttgart, Hamburg und Freiburg ein ähnlich schweres Restprogramm, doch die Kombination aus Niederlagen, Verletzungen und Pech in Serie lähmt alle Beteiligten, es bedürfte eines ähnlich dreckigen Siegs wie in Berlin, um noch einmal sowas wie Hoffnung aufkeimen zu lassen. Ansonsten steigt man ab und dann hat man auch keinen guten Fußball gespielt, egal was die Beobachter sagen.

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.
Ok