Dr. Drees und dunkle Wolken. Schon vor Anpfiff sorgte die Kombination bei vielen Nürnbergern für spöttische Bemerkungen. Wirklich ernsthaft hatte aber niemand damit gerechnet, dass der 41-Jährige erneut ein Spiel in Nürnberg wegen Regens unterbrechen würde. Noch dazu wieder gegen einen norddeutschen Gegner mit Vereinsfarben weiß-grün. Doch im Gegensatz zum April 2008 konnte das Spiel fortgesetzt werden. So blieb die Unterbrechung ein Aspekt unter vielen an diesem Nachmittag, der viel zu bieten hatte, aber keinen Sieger. Die Bremer dürften darüber weniger unzufrieden sein als der Club, aber auch die Gastgeber können durchaus Positives aus der Partie mitnehmen.

 

 

Allen voran steht die Erkenntnis, dass das Team nicht nur eine Taktik spielen kann. Vielmehr zeigte es, dass gegen massiert stehende Defensiven auch eine Umstellung auf 3-5-2 als Mittel eingesetzt werden kann. Zwar muss, um dieses System zur Perfektion zu bringen, noch mehr an der Präzision der Flanken gearbeitet werden; eine Kritik, die sich vor allem Timothy Chandler gefallen lassen muss. Im Großen und Ganzen erwies sich die Variante, deren ganze Stabilität mit der Dreierkette bestehend aus Wollscheid, Simons und Klose steht und fällt, aber als potentielle Alternative zum defensiveren 4-2-3-1.

 

Natürlich hängt dieser gute Eindruck auch damit zusammen, dass die Bremer dem FCN das Spielfeld völlig überließen und in den letzten 40 Spielminuten keine einzige Torchance, ja keinen einzigen Torschuss, hatten. So konnte der Glubb in Ruhe sein Spiel aufbauen und Druck auf das Tor von Sebastian Mielitz aufbauen. Doch der gesamte Druck führte noch zu selten zu klaren Torchancen. Hier liegt auch der einzig große Kritikpunkt des Nachmittags. Die Fähigkeit Feldüberlegenheit in klare und gefährliche Torgelegenheiten umzusetzen fehlte dem Club an diesem Nachmittag fast völlig. Selbstverständlich lag dies zum Teil an den fast unmöglichen Bodenverhältnissen, die gerade auf den Flügeln den Gastgebern einen Teil ihrer Stärke nahmen.

 

Nichtsdestotrotz muss man festhalten: Sowohl aus dem Spiel heraus, als auch bei Standardsituationen entstanden zu wenige große Torgelegenheiten. Zwar fiel der hochverdiente Ausgleich nach einer Ecke, doch die anderen zwölf Ecken des Nachmittags verpufften nahezu alle völlig wirkungslos. In diesen Momenten wünschte man sich einen Mann zurück, der auf der Gegenseite spielte und sich mit der Reaktion auf sein Tor an alter Wirkungsstätte durchaus Respekt verdiente: Mehmet Ekici. Der 21-Jährige verbat sich nach seinem Treffer jeglichen Torjubel, nicht nur von sich, sondern auch von den Teamkollegen.

 

Entstanden war der Treffer nach einem katastrophalen Fehlpass von Alexander Stephan. Der Vertreter des Vertreters brachte den Ball nicht aus der eigenen Hälfte und leitete so einen schnellen Angriff der Bremer ein, bei dem viele der Nürnberger überhaupt keine Defensivarbeit leisten konnten, weil sie hinter dem Ball gefangen waren. Dazu war der Rest der Abwehr überrascht vom Lapsus des Schlussmanns und daher reichlich ungeordnet, Pizarro und Ekici nutzten die Verwirrung aus. Es stand 0:1 mit dem ersten Bremer Torschuss der Partie. Nachdem diesem Bremer Torschuss nur ein weiterer folgte und Stephan sonst beschäftigungslos blieb, kann das Urteil über den dritten Torwart des FCN nicht allzu positiv ausfallen.

 

Doch auch seinem Gegenüber, Tim Wiese, wäre ein spielentscheidender Fehler unterlaufen, hätte ihn nicht die Tatsache gerettet, dass Dr. Drees nicht nur Qualitäten als Regenmacher hat, sondern auch schneller pfeift als Lucky Luke seinen Colt zieht. So musste der Bremer zwar vom Feld, das anschließende Tor von Markus Mendler aber zählte nicht. Wiese hatte also ein sicheres Tor verhindert, das 0:0 bewahrt und so seiner Mannschaft ermöglicht, kurz darauf das 0:1 zu erzielen. Natürlich spielten die Bremer darauf 75 Minuten in Unterzahl. Doch verteidigten die Bremer so geschickt, dass für den FCN der numerische Vorteil in der Offensive nicht zum Tragen kam.

 

Im Gegenteil: Durch Führung und Platzverweis zogen sich die Bremer sogar noch weiter zurück, machten die Räume in der Zentrale noch enger. Ab der 65. Minute verstärkte sich dieses Problem noch weiter, da Thomas Schaaf mit Naldo einen weiteren Innenverteidiger einwechselte. Der Brasilianer stabilisierte die Bremer Abwehr zusätzlich mit seiner Kopfballstärke, fing viele Bälle ab und war damit auch einer der Gründe, warum der FCN nicht zu klareren Torchancen kam.

 

So lag es nicht nur an der fehlenden eigenen Durchschlagskraft – die auch das Comeback von Albert Bunjaku nicht beheben konnte – sondern zusätzlich an der cleveren Spielweise der Bremer, dass am Ende trotz Überzahl und trotz Feldüberlegenheit nicht mehr als ein Punkt heraussprang. Ein Punkt, den man vor dem Spiel sicher akzeptiert hätte, der sich aber nach Spielende wie eine Niederlage anfühlte. Ein Gefühl, das kein Regen wegspülen konnte.

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