Was muss man aus der 2:0-Niederlage in Hamburg nun eigentlich mitnehmen? Dass der FCN zum neunten Mal in den letzten zehn Spielen nicht gewonnen hat? Oder dass der spielerische Aufwärtstrend aus dem Lautern-Spiel weitergeht? Dass wieder einmal individuelle Fehler in der Rückwärtsbewegung zu Gegentoren führten? Oder dass die defensive Ordnung sich insgesamt verbessert darstellte? Dass die Chancenauswertung nur mit dem Adjektiv katastrophal zu beschreiben ist? Oder dass sich in den letzten Monaten selten so viel Chancen erspielt wurden?


All diese Fragen ließen sich bejahen und so steht am Ende des Duells in Hamburg ein zweischneidiges Urteil: Ja, wieder mal verloren, aber dennoch besser gespielt als in den letzten Monaten. Das ist als solches nicht zwingend ein gutes Zeichen, da deutlich wird, dass die Mannschaft selbst bei guten Leistungen nicht gewinnt. Meist ein Omen für eine Saison in akuter Abstiegsgefahr. Im Umkehrschluss bedeutet dies für die Gastgeber, dass sie ein Spiel gewannen, in dem sie nicht unbedingt besser waren. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie als Abstiegskandidaten ausscheiden, ist also ziemlich hoch.

 

Für den FCN hingegen heißt es jetzt, das Positive aus dem Spiel in den anstehenden Abstiegskampf mitzunehmen. Die positivste Erscheinung des Tages trug die Nummer 20 und knüpfte nahtlos an die bisher guten Leistungen an. Daniel Didavi setzte mit seinen Bällen mehrmals die Angreifer gefährlich in Szene und erarbeitete sich selbst auch mehrere Gelegenheiten. Der Stuttgarter Leihspieler machte also erneut klar, dass er die lang ersehnte Lösung für das "Zehner-Problem" des FCN sein dürfte.

 

Auch in der Innenverteidigung war Dominic Maroh erneut so sicher und solide, dass er sich festgespielt haben dürfte. Dennoch macht ein Akteur des zentralen Defensivblocks zunehmend Sorgen: Timmy Simons. Der Belgier wirkt ausgelaugt und müde, verliert deshalb immer öfter Zweikämpfe und Laufduelle. Augenscheinlich wurde dies beim ersten Hamburger Treffer, als sich Guerrero gegen Simons (wohl regelkonform) im Laufduell durchsetzte und dann allein vor Schäfer auftauchen konnte. Es war also kein Wunder, dass Simons erstmals seit seinem Wechsel nach Nürnberg nicht 90 Minuten auf dem Platz stand.

 

Aber auch der andere defensive Mittelfeldspieler, Jens Hegeler, blieb wieder einmal vieles schuldig. Immer wieder suchte er unnötige Dribblings im Mittelfeld und sorgte so für leichtsinnige Ballverluste in der Vorwärtsbewegung. Dies ist besonders ärgerlich, da er oftmals den besser postierten Mitspieler übersah. Womöglich waren dem 23-Jährigen die nicht wirklich berechtigten Lobeshymnen der Lokalpresse aus der Vorwoche zu Kopf gestiegen.

 

Doch das Heraussuchen von Schuldigen für die Niederlage greift an sich zu kurz. Das große Problem bleibt ein systemisches. Die Chancenverwertung ist einfach verheerend: Latte, Pfosten, knapp daneben. Wenn nur die Hälfte der Großchancen verwertet worden wäre, hätte man das Spiel wahrscheinlich gewonnen. Natürlich ist es zum Teil auch eine Frage des Glücks und des Zufalls, aber das allein genügt nicht. Bessere Entscheidungen vor dem Tor und ein besseres Timing bei Kopfbällen könnte helfen.

 

So aber bleibt am Sonntagnachmittag die fünfte Auswärtsniederlage in Folge und die wichtigste Frage, die sich jetzt stellt, auf welche die Antwort aber erst später fallen kann: Bleibt der FCN in der Liga? Ein Sieg gegen Hoffenheim nächste Woche ist für eine positive Beantwortung der Frage nicht unwichtig.


 

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