Man mag von den Plakaten, die an der Brüstung von Block 10 hängen, halten, was man mag, nach dem Derby fasste ein Wort, das da noch prangte, alles zusammen: Schande! - Eine Zustimmung zu diesem Urteil mag nicht dem üblichen sachlich-nüchternen Stil der Berichte an dieser Stelle entsprechen. Doch der Stil derer, welche die roten Dressen spazieren trugen, entsprach auch nicht dem üblichen Stil von Fußballern in einem Lokalderby. Und so ist der Abend des 20.12.2011 für einen Nürnberger, der aus seinem Fenster den Schein der Flutlichtmasten sieht, aber in Fürth arbeitet, ein Fall, wo er das übliche Korsett der sachlichen Berichterstattung abstreifen muss und in die Welt schreit: Kreizdunnawedda nuamol, isses denn wärkli zfill erwadd, dos dei da unna am Blads gabbiern, was sua Derrbie aichentlich bedeuden dud? Fier mi und fier an jedn anneren Nämbercher, der wo irchend so an bleiden Fädder kenna dud? --- Anscheinend ja.

 


 

Zu keinem Zeitpunkt vermittelten die elf in den roten Leibchen auf dem Rasen da unten, dass ihnen auch nur ansatzweise etwas an dem Ausgang der Partie gelegen wäre. Sicherlich, in der zweiten Halbzeit drängten sie nach vorne und sie hatten ihre Chancen, aber bissig, zweikampfstark und engagiert waren an diesem Abend nur die in grün und weiß. Die Fürther wussten, dass sie nur dann gegen den Erstligisten bestehen konnten, wenn sie ihm mit Aggression und purem Willen entgegen treten. Sie taten es und wurden belohnt. Die anderen auf dem Platz wirkten weitgehend so als hätte ihnen jemand erzählt, dass auf dem Rasen eine kleine besinnliche Weihnachtsfeier stattfinden solle und sie es sich doch einfach schon mal recht gemütlich machen sollten. Ecken verteidigen? Nebensache! Konter ausspielen? Muss nicht sein! Richtige Entscheidungen beim Abschluss? Braucht's nicht! Die Liste könnte beliebig verlängert werden und auch viele Fragen an den Trainer beinhalten, allen voran die, warum die Spieler sich nach einem Rückstand eigentlich stets aufgeben, das Ergebnis erträglich machen sie nicht.

 

Besonders schlimm an diesem Ergebnis ist: Es war verdient, dass am Ende die Fürther die Sieger waren, da sie den Sieg einfach mehr wollten. Ohne Frage schmerzt dieses Urteil, zweifelsfrei kann man über das nicht gegebene Tor im Speziellen und die Zweikampfbewertung im Allgemeinen reden; natürlich hatten die, die in der ersten Halbzeit auf die Nordkurve spielten, ihre Chancen; freilich wirbelte ein Alexander Esswein einem Stephan Schröck Knoten in die Beine. Das allein aber kann nicht über das hinweg täuschen, was am Ende bei all dem herauskam: Eine Derbypleite der allerhöchsten Güte. Selbstverständlich ist im großen Schema der Dinge der Klassenerhalt für den Verein wichtiger als eine Niederlage gegen Fürth, doch in den Frotzeleien beim Bäcker, den Sticheleien in der Schule, den Debatten am Arbeitsplatz fehlen den Nürnberger Fans seit Dienstagabend die Argumente. 0:1! 0:1! 0:1! Diese drei Worte werden jedem Fürther erst einmal genügen, um die Oberhand zu behalten.

 

Schuld daran sind Spieler, die es nicht verstanden, den Kampf anzunehmen, die nicht wussten, wohin mit dem Ball, obwohl sie ihn oft in ihren Reihen hatten, die wahlweise überfordert oder leidenschaftslos wirkten. Kurzum Fußballer, die an einer Aufgabe, die ihnen gestellt worden war, kläglich scheiterten. Es war nicht das erste Mal in dieser Saison und wird mit Sicherheit nicht das letzte Mal sein, aber an keinem Abend tut dieses Urteil so weh, wie an diesem 20.12. 2011. Es fällt schwer an diesem Abend auf die Rückrunde zu schauen, es ist gut, dass sie nicht sofort beginnt. Denn sie wirkt in diesem Moment wie eine anstehende Tour der Leiden – und nur leise schwingt die Hoffnung mit, dass die Quote der Spiele, bei denen man danach wieder in die Welt hinausschreien will, gering bleibt.

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