Wer in den letzten Wochen auf der Tribüne des Max-Morlock-Stadions genau hingehört hat, der hat immer wieder einmal gehört, dass der FCN „wie ein Absteiger“ spiele. Am Samstag in Kaiserslautern erhielten diejenigen mit dieser Meinung und auch alle anderen Anschauungsunterricht in Sachen „Wie-ein-Absteiger“-Spielen. Allerdings erteilte diesen Unterricht nicht der Glubb, sondern die Gastgeber aus der Pfalz. Die in jedem wichtigen Aspekt unterlegenen „Roten Teufel“ verloren dementsprechend auch gegen eine Nürnberger Mannschaft, die gegen Ende der Saison eine Abgezockheit gefunden hat, die ihr de facto den Klassenerhalt sichert.

Ausdruck dieser Abgezockheit war das zweite Nürnberger Tor durch Tomas Pekhart, das alle Zweifel am Sieg des Clubs endgültig ausräumte. Daniel Didavi, der nahtlos an seine großartige Leistung vom Mittwoch anknüpfte, war durch die Lauterer Abwehr gesprintet und hatte in die Mitte auf Pekhart gelegt, der dann eiskalt und überlegt zum 2:0 einschob. Damit konnte der Tscheche nicht nur in der internen Torjägerliste wieder mit Didavi gleichziehen, der Pekhart durch seinen Führungstreffer überholt hatte, sondern auch den Deckel auf die Saison 2011/12 draufmachen.

Es war in gewisser Weise bezeichnend, dass der faktische Klassenerhalt durch einen Sieg gegen Kaiserslautern besiegelt wurde. Denn in den entscheidenden Duellen gegen die Mannschaften, die hinter ihnen standen, waren die Nürnberger immer präsent. Die Bilanz gegen die letzten vier der Tabelle lautet 22 von 24 möglichen Punkten. Nur der FC Bayern kann diese Bilanz mit einem Sieg am letzten Spieltag in Köln überbieten, alle anderen Bundesligisten waren in den Spielen gegen Kaiserslautern, Berlin, Köln und Augsburg schlechter als der FCN - auch der alte und neue Deutsche Meister aus Dortmund.

An diesem Nachmittag lag der Schlüssel zum Erfolg gegen den Tabellenletzten - wie so oft in den Spielen gegen die unteren Tabellenregionen - in der nötigen Präsenz und Aggresivität in den Zweikämpfen. Ablesbar war dies an den Zahlen: 55% gewonnene Zweikämpfe, nur Pinola und Frantz mit negativen Zweikampfbilanzen, Wollscheid (78%), Simons (64%), Balitsch (63%) und Pekhart (52%) mit hervorragenden Werten für ihre jeweilige Position. Sichtbar war es aber auch auf dem Platz, wo die Spieler des Clubs nahezu immer richtig standen und die Gastgeber daher keinen richtig organisierten und strukturierten zustande brachten.

Hinzu kam dann natürlich auch das nötige Glück. Das Glück, dass die Lauterer auch bei unorganisierten Angriffen den Ball nicht ins Tor brachten – man denke zum Beispiel an Raphael Schäfers hervorragende Eins-gegen-Eins-Tat gegen Sandro Wagner; das Glück, dass die Fernschüsse der Gastgeber keiner abfälschte; das Glück, dass ein eigener Fernschuss zum rechten Zeitpunkt das Ziel fand; das Glück, das man sich auf Grund der überlegteren und überlegeneren Spielweise in langen Phasen des Spiels aber auch absolut verdient hatte.

So kann man nun beruhigt und sorgenfrei in die letzten drei Saisonspiele gehen und womöglich gegen den HSV sogar ein drittes Mal in Folge dieselbe Mannschaft aufs Feld schicken. Schließlich fiel wie schon unter der Woche gegen Schalke keiner der Spieler negativ auf. Das Mittelfeld mit Didavi als Taktgeber, Simons und Balitsch als Stabilisatoren und Mak und Frantz als Schwungrädern erwies sich erneut als Motor des FCN-Spiels, brachte die über weite Strecken der Saison ungekannten spielerischen Elemente ins Spiel ein.

Gleichzeitig sorgte der Sieg auch für Planungssicherheit hinsichtlich der neuen Saison. Nun kann ohne Bedenken in Sachen Ligazugehörigkeit der Kader für die kommende Saison gebaut werden. Erwartet werden können sicherlich recht bald die ersten Verpflichtungen und womöglich ja sogar eine positive Nachricht in Sachen Weiterbeschäftigung des in diesen Tagen besten Spielers des FCN: Daniel Didavi. Hielte er seine Form und könnte bleiben, er wäre womöglich einer der Bausteine dahingehend, dass auch im kommenden Jahr der Anschauungsunterricht in Sachen „Wie-ein-Absteiger“-Spielen nicht vom FCN erteilt wird.

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