Wenn am Ende einer langen Saison alles klar ist, es lediglich um Platzierungen, nicht aber um Existenzen geht, dann nehmen Spiele eine von zwei Wendungen. Entweder es gibt unansehnlichen Sommerfußball, wie am vergangenen Samstag gegen Hamburg, oder aber erfrischend ungezwungenen Spaßfußball, wie an diesem Samstag in Hoffenheim. Wer den 1. FC Nürnberg über die Spielzeit 2011/12 verfolgt hatte, der konnte gar nicht glauben, dass dort auf dem Sinsheimer Rasen der Glubb spielte. Defensiv fahrlässig, offensiv gefährlich, das Drehbuch der Saison sah anders aus. Angenehm waren Tempowechsel, schnellen Konter und Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor dennoch. Schließlich führten sie zum ersten Sieg der Vereinsgeschichte gegen die TSG Hoffenheim.

 

Verantwortlich für diesen Sieg war vor allem die Konsequenz mit welcher der FCN seine Konter ausspielte und seine Torgelegenheiten nutzte. Beim Einleiten dieser Tempogegenstöße hob sich immer wieder Javier Pinola hervor. Der Argentinier wirkt, seit er wieder genesen ist, wie ausgewechselt;  wie jener Javier, der sich 2006 ins argentinische Nationalteam und die Herzen der Glubberer spielte. Herausragend sein Ballgewinn, der dem 1:0 vorausging, willensstark sein Fernschuss, der zum 3:1 führte.

In beiden Fällen war Tomas Pekhart der Nutznießer des Einsatzes und der Energie des Publikumslieblings. Der Tscheche traf zweimal und in beiden Fällen zeigte auch er unbedingten Willen: Den Willen, ein Tor zu erzielen. Für sein erstes Tor spekulierte er richtigerweise darauf, dass Hoffenheims Torwart Tom Starke den Fernschuss von Daniel Didavi nicht festhalten können würde. Für sein zweites Tor benötigte er zwar drei Anläufe, überwand am Ende aber Starke, weil er das Tor unbedingt erzielen wollte. Der 22-Jährige belohnte sich  für seine Mühen und sein Laufpensum damit endlich einmal selbst und schraubte sein Torkonto auf neun Tore.

Er wäre damit alleiniger Führender der internen Torschützenliste geworden, hätte nicht auch sein „Rivale“ Daniel Didavi ein Tor erzielt. Die Leihgabe aus Stuttgart, deren Verbleib wohl das Nürnberger Sommertheater darstellen wird, war derjenige, der den mustergültigsten aller Musterkonter mit einem Musterabschluss mustermäßig abschloss. Auch sonst zeigte der 22-Jährige, warum der FCN ihn gerne fest verpflichten möchte, immer wieder verteilte er geschickt die Bälle, leistete sich kaum Fehlpässe und leitete mehrfach die gefährlichen Konter ein.

Hätte nun zu dieser gelungen Offensivleistung noch die Defensive in Normalform agiert, es wäre eine rundum gelungene Leistung gewesen. Doch zu oft konnten die Gastgeber über die rechte Nürnberger Abwehrseite in den Strafraum vorstoßen. Immer wieder hatte Rechtsverteidiger Markus Feulner Probleme die technisch starken Hoffenheimer zu stoppen. Seine Zweikampfquote von 43,8% ist für einen Defensivspieler ein schwacher Wert. Verglichen mit seinen Abwehrkollegen Pinola (63,6%), Wollscheid (61,5%) und Nilsson (85%) war der Wert sogar sehr schwach. Es zeigte sich, dass Feulner eben doch kein „echter“ Rechtsverteidiger ist; die anstehende Verpflichtung von Hiroshi Kiyotake verschiebt  bei mehreren solchen Leistungen Feulner vermutlich auf die Bank, da Timothy Chandler dann eine Position weiter nach hinten rutscht.

Dies sind jedoch Gedanken an die kommende Spielzeit, noch steht eine Partie in der laufenden Saison an. Auch wenn es gegen Leverkusen noch die theoretische Chance gibt, in die Europa League einzuziehen und einen Club-Fan seit 1999 auch statistische Unmöglichkeiten nicht mehr abschrecken, geht es gegen die Werkself vor allem darum, die Saison anständig zu beenden; und wenn möglich eine Serie von sechs Spielen in Folge ohne Niederlage in die neue Saison mitzunehmen.

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