Die ersten Ausläufer gibt es in den Hansestädten, doch irgendwo hinter Offenbach muss es so richtig beginnen: Das Land in dem Hohn und Spott regieren, in dem herzhaft über Versager gelacht wird, entlang dessen Straßen sich die Erstrundenversager aufreihen. Ob in Frankfurt, Sinsheim oder Fürth, überall reibt man sich verwundert die Augen, warum im Lostopf für die zweite Hauptrunde der ortsansässige Verein nicht vertreten ist. Elf Jahre nach dem letzten Erstrundenaus und einundzwanzig Jahre nach dem letzten Spiel in Havelse, beantragte auch der FCN am Sonntagnachmittag die Wiederaufnahme ins Pokaldeppenland. Der Gegner, ein Regionalligist aus Niedersachsen, tat ihm den Gefallen und schlug den Bundesligisten mit 3:2 nach Verlängerung. Eine Niederlage, die trotz der guten Gesellschaft, in die man sich mit ihr begab, viele Fragen hinterließ.

Die herausragendste Frage des Nachmittags war: Wie soll diese Abwehr in der Bundesliga bestehen? Eine Abwehr, die schon gegen die simplen, präzisen Pässe eines Viertligisten kein Mittel findet. Eine Abwehr, aus der man Dominic Maroh wegen dessen fehlender Körpergröße vertrieben hat, die aber gegen viertklassige Gegner zwei Kopfballtreffer kassiert. Eine Abwehr, in der allen voran Marcos Antonio wirkte als müsse er eher im Kader der Gastgeber stehen als sein Geld mit Profifußball verdienen.Teilweise können die Fehler, die nicht nur zu drei Gegentoren, sondern auch zu mindestens fünf weiteren Großchancen führten, sicher noch mit der fehlenden Abstimmung unter Wettkampfbedingungen erklärt werden. Doch dies reicht nicht allein als Erklärungsmuster für einen Auftritt der in der Defensive – zumindest dem Ergebnis nach – nicht einmal viertklassig war.

Eine weitere Frage, die im Laufe des doch recht langen Nachmittags entstand, war, warum der Bundesligist in der niedersächsischen Gluthitze nicht im Laufe des Spiels einen körperlichen Vorteil hatte. Auch hier mag sicher ein Teil der Erklärung darin liegen, dass die Viertligisten im womöglich größten Spiel der Karriere alles geben, während für die Profis die erste Pokalrunde eher lästige Pflichtaufgabe ist und so nicht der letzte Rest aus dem Körper zu holen ist. Allein reicht es nicht als Erklärung, denn die Niedersachsen waren den Franken streckenweise läuferisch so deutlich überlegen, dass die Erschöpfung der Nürnberger fast greifbar war.

Abschließend ergab sich  dann auch noch die Frage, worin der Grund lag, dass die Nürnberger trotz zweier Tore zu psychologisch günstigen Zeitpunkten (kurz nach Anpfiff und kurz vor Schluss) nicht in der Lage waren, das Spiel für sich zu entscheiden. Stattdessen ließen sie die Gastgeber immer wieder zurück ins Spiel und luden sie aufgrund des behäbigen Spielaufbaus auch immer wieder dazu ein, sich neu zu formieren.So verpuffte der Schwung durch Essweins schön herausgespieltes 1:0 ebenso wie der frische Wind nach den Einwechslungen von Mak und Kiyotake, der in Maks 2:2 gipfelte. Hinzu kamen dann noch zahlreiche Fehler im Spielaufbau, welche die Havelser immer wieder zu gefährlichen Gegnestößen ausnutzten. So ging zum Beispiel dem 1:1 der Niedersachsen ein kapitaler Abspielfehler von Timo Gebhardt voraus.

Dementsprechend kam es statt zu einer kleinen Wiedergutmachung für das letzte Pokalspiel im Dezember 2011 zu einer erneuten Schande auf dem Platz. Noch schlimmer als das Ergebnis des Spiels und das frühe Pokalaus ist aber der Eindruck, den die Mannschaft hinsichtlich des Saisonstarts hinterlassen hat. Kaum bundesligatauglich wirkte das, was da auf dem Rasen ablief, nicht nur aber vor allem in der zentralen Defensive. So wird es zum Bundesligastart unheimlich schwer. Zum Glück wartet am ersten Spieltag mit dem HSV ein weiterer Bewohner des Pokaldeppenlands.

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