Das bayerische Schulsystem sieht nicht nur Noten vor, sondern auch Tendenzen vor. Eine Leistung, die fast schon „sehr gut“ ist, wird mit „+2“ bewertet, eine Arbeit, die gerade noch „ausreichend“ ist, erhält eine „4-“. Die einzige Ausnahme bilden ungenügende Leistungen. Es gibt weder eine „6-“ für völlig Katastrophales, noch eine „+6“ für fast schon Mangelhaftes. Für die viel gescholtene Offensivabteilung des FCN wäre genau letzteres nach dem Spiel auf Schalke angebracht gewesen. Da war vieles schon viel besser als gegen Stuttgart, Freiburg oder Augsburg. Dennoch muss man immer noch konstatieren, dass die „Leistung den Anforderungen nicht entspricht und die Grundkenntnisse so lückenhaft sind, dass die Mängel in absehbarer Zeit nicht behoben werden können.“ Die Definition einer Note Sechs.

Völlig anders geartet muss die Kritik für die Defensive lauten, die einen einzigen Leichtsinnsfehler beging und dafür von den Gastgebern postwendend bitter bestraft wurde. Sicherlich war es nicht der einzige Ballverlust in der Vorwärtsbewegung, doch als Timm Klose sich zehn Meter vor dem eigenen Strafraum festdribbelte, war die Defensivreihe vom schnellen Umschalten der Schalker einmal so überrascht, dass sie sich nicht organisieren konnte und Schalke in Form von Farfan profitierte. Sonst standen die sechs Defensivleute so gut, dass die Schalker größtenteils am Verzweifeln waren. Auch Ersatzkeeper Patrick Rakovsky reihte sich in die starke Defensivleistung ein. Trotz einiger Wackler hielt der 19-Jährige was er halten konnte und war wie schon gegen Augsburg immer wieder bemüht, das Spiel mit Bällen auf die Außenverteidiger schnell zu machen.

Das Problem war allerdings, dass die Außenverteidiger mit den Bällen zu wenig anfangen konnten. Sie versuchten zwar nicht wie in der Vorwoche den Ball Richtung Innenverteidiger zu schieben, damit diese ihn dann gen Tomas Pekhart hievten. Dennoch fehlten sowohl Chandler als auch Pinola die Fähigkeiten die Ballkontakte umzusetzen, dabei waren die beiden Außen die Nürnberger Spieler mit den meisten Ballkontakten. Besonders fatal war die Unfähigkeit der beiden den Ball mit präzisen Flanken in den Strafraum für Gefahr zu sorgen. So verpufften einige vielversprechende Angriffe am Schalker Sechzehnmeterraum. Viele weitere Angriffe scheiterten daran, dass Tomas Pekhart die Anspiele, die auf seinen Fuß kamen, im besten Jürgen-Klinsmann-Gedächtnisstil weit von sich abprallen ließ.

Das war nur eine der vielen Unzulänglichkeiten im Offensivspiel, obwohl die Nürnberger viel weniger auf lange Bälle setzten und den Ball mit Flachpässen länger in den eigenen Reihen zu halten versuchten. Doch gegen eine am Ende eigentlich müde wirkende Schalker Mannschaft klappte das nur bedingt: 60% Gelsenkirchener Ballbesitz hieß es nach 90 Minuten, ein Viertel der Nürnberger Pässe waren nicht angekommen. Dazu gesellte sich noch ein anderes massives Problem, das nach nunmehr 377 Minuten ohne Torerfolg eigentlich offensichtlich sein sollte, bislang aber noch kaum aufgefallen war, weil der FCN sich kaum Chancen erspielt hatte:

Die eklatante Abschlussschwäche. Besonders auffällig war sie bei den Defensivspielern Chandler, Cohen und Pinola, doch auch Kiyotake und Gebhart hatten Möglichkeiten, die nicht genutzt wurden. Auch deshalb entsprach die Leistung der Offensive nicht den Anforderungen. Wenigstens eine der gute Gelegenheiten hätte genutzt werden müssen und nur Kiyotakes zwei Torchancen zwangen Unnerstall überhaupt zu einer Reaktion. Zu wenig, um die Hoffnung zu haben, dass die Mängel in Sachen offensive Grundkenntnisse in absehbarer Zeit behoben werden. Davon träumen, dass es gegen Wolfsburg nicht wieder eine Note Sechs gibt, darf man aber natürlich.

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