Für den neutralen Zuschauer muss es eine Qual gewesen sein, Fans der beteiligten Mannschaften konnten sich zumindest mit der Spannung und Emotionalität des 255. Franken-Derbys über Wasser halten. Beide Teams bewiesen über 90 Minuten, warum sie zu Recht im Bundesligakeller stehen. In einem Spiel, das mehr oder weniger gar keine Torchancen bot, trennten sich die beiden Teams – wenn auch auf dem Rasen weder schiedlich noch friedlich – mit einem 0:0 der schlechtesten Sorte. Gemessen an Spielverlauf und Tabellenstand kann der FCN natürlich etwas besser mit dem Unentschieden leben. Zufriedenheit mit dem Spiel kann sich aber eigentlich nirgendwo breit machen.

Nach dem letzten Derby in Fürth waren an dieser Stelle Realität und Erwartungen an das Derby folgendermaßen beschrieben worden: „[A]m Ende des Derbytages [war es] dann ein wenig so, als wäre man hinter einer gut gebauten Dame hergelaufen, hätte sich vorgestellt wie wunderbar sie von vorne anzusehen ist, um dann, als man sie von vorne zu sehen bekommt, festzustellen, dass die Dame ein Herr ist und auch noch Mitte siebzig.“ Würde man den Vergleich heute erneut heranziehen, so würde die Dame sich nicht als Herr, sondern als vernarbtes Nilpferd mit Echthaarperücke, herausstellen.

Keine einzige echte Torchance in neunzig Minuten, das ist der geneigte Club-Fan von seiner Mannschaft in dieser Saison durchaus gewohnt, dass die gegnerische Mannschaft jedoch ebenso verfährt, war völliges Neuland. So fand das Spiel quasi nur zwischen den Strafräumen statt; fein geordnet wechselte man sich zwischen Ball hin- und Ball herschieben ab, streute hier und da einen Fehlpass ein und ging ansonsten vor allem robust in die Zweikämpfe. Das Spiel wäre wahrscheinlich völlig ohne erinnerungswürdige Szenen geblieben, wäre Markus Feulner in der 35. Minute nicht etwas zu robust in einen Zweikampf gegangen.

So musste der Derbyheld der Vorwoche fürchten zum Derbydepp der aktuellen Woche zu werden. Er wurde es nicht, weil der einzige echte Nürnberger auf dem Feld – Fürths Sararer – in der Folge völlig überdrehte, sich nur drei Minuten nach dem Platzverweis gegen Feulner Gelb für einen Griff Richtung Gemächt von Raphael Schäfer abholte. Damit nicht genug, der 22-Jährige spuckte im folgenden Gerangel in Richtung Nürnberger Torwart, hätte Schiedsrichter Brych dies bemerkt, er hätte Sararer schon nach 39 und nicht erst nach 61 Minuten vom Platz gestellt. Er tat dies, nachdem Javier Pinola einen Ellbogen Sararers ins Gesicht bekam und den Kontakt dankend annahm, um den Schiedsrichter darauf hinzuweisen.

So beendeten beide Mannschaften das Spiel zu Zehnt. Hätte es Platzverweise für schwache Leistungen gegeben, das Spielfeld wäre am Ende wohl völlig menschenleer gewesen. Möglicherweise wären am Ende nur die Innenverteidiger noch auf dem Feld geblieben. Denn zur Schande der gesamten Offensivabteilung kam die am meisten beeindruckende Angriffsszene von Timm Klose, dem etwas gelang, das sonst keinem Nürnberger Angreifer gelang: Er setzte sich im Eins-gegen-Eins mit dem Gesicht zum Tor gegen einen Fürther Verteidiger durch. Am Ende seines Solos kam er zwar nicht zum Abschluss, es zeigte aber die ganze Harmlosigkeit der Glubb-Offensive, dass der Schweizer die aussichtsreichste Offensivaktion – von Chance zu sprechen wäre wohl übertrieben – für den FCN hatte.

Natürlich darf man dieses Spiel, mit all seiner Emotion, gerade vor dem Hintergrund des verlorenen Pokalderbys im Dezember nicht mit den Maßstäben eines normalen Spiels messen. Es war nach der fünfzehnten Minute zumindest der unbedingte Wille zu spüren nicht zu verlieren, eine Pleite wie im Vorjahr zu verhindern. Doch dadurch verkrampfte das Spiel ungemein und blieb deshalb qualitativ alles schuldig. Dennoch ist die Ausgangsposition für den FCN durch das Remis nicht schlechter geworden, mit Heimsiegen in den beiden ausstehenden Spielen im Max-Morlock-Stadion wäre die Hinrunde mehr oder weniger anständig zu Ende gebracht. Bereits am Mittwoch gegen Hoffenheim besteht Gelegenheit dazu, vielleicht ist es ja dann weniger Qual für den Neutralen.

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