"Ein Zentimeter ist das 165.076.373-fache der Wellenlänge der von Atomen eines Kryptonkerns beim Übergang von einem Zustand in einen anderen ausgesandten und sich im Vakuum ausbreitenden Strahlung." Ähnlich umständlich wie diese Definition eines Alltagsbegriffs agierten die Angreifer des FCN vor dem Leverkusener Tor am Samstagnachmittag. Es fehlten oftmals nur Zentimeter zum Erfolg. Zentimeter über und an der Latte, Zentimeter am Handschuh des Torwarts. Zentimeter, die der Gegner in Form von Stefan Kießling beim entscheidenden Tor im Abseits stehen durfte. Zentimeter, die dafür sorgten, dass eine der besten Saisonleistungen nicht mit Punkten belohnt wurde.

 

Sicherlich lag die gute Leistung auch daran, dass die Leverkusener dem FCN Platz ließen, da sie selbst – eingedenk der noch anstehenden und schon zurückliegenden englischen Wochen – Kräfte sparen mussten. Doch im Gegensatz zu anderen Spielen wussten die Spieler des Glubb etwas mit dem Ball anzufangen. Die Fehlpassquote von 15,8% stellte den zweitbesten Saisonwert dar, zum ersten Mal seit dem Augsburg-Spiel lag die Quote damit unter der des Gegners. Das klingt gut, doch viel wichtiger als die bloße Zahl war das, was aus diesen Pässen entstand: Großchancen.

Sowohl Quantität als auch Qualität der Chancen hatten in dieser Form bislang in der gesamten Spielzeit Seltenheitswert. Wären nicht schon am Mittwoch vier Tore für den FCN gefallen, die beiden Chancen von Timo Gebhart und Sebastian Polter in der ersten Halbzeit hätten wie Visionen von längst vergessenen Fähigkeiten gewirkt. So aber scheint es fast so als hätte die Mannschaft erste Ansätze eines offensiven Konzepts entwickelt. Dieses Konzept beinhaltet die Einbeziehung der Außen, um dann entweder den einlaufenden Mittelfeldspieler flach zu bedienen oder den Mittelstürmer per Flanke zu suchen.

Das ist kein kompliziertes Konzept, keine spielphilosophische Weltrevolution, es ist aber ein Fortschritt. Denn es gab einige Spiele, da wurde aus knapp 60% Ballbesitz keine einzige Chance erspielt. Am Samstag aber entstanden gleich aus beiden Varianten zwei gute bis sehr gute Chancen für den FCN. Dass keine der Chancen das Tor fand war ebenso Pech, wie dass Leverkusens einzige Großchance bis in die Schlussphase zum entscheidenden Tor führte und dass Kießlings Abseitsstellung in der Entstehung nicht geahndet wurde.

Erst in der Schlussphase kam Leverkusen wieder zu Chancen, dann durfte auch Raphael Schäfer seine Stärken zeigen. Der Club-Kapitän reagierte mehrfach mit hervorragenden Reflexen, hielt das Spiel mit seinen Paraden spannend. Es reichte am Ende aber eben leider nicht, dass sich die Mannschaft dann selbst belohnte, denn gerade in der Schlussphase wurde dann der Unterschied zwischen dem Tabellenzweiten und dem Tabellenvierzehnten deutlich. Die Leverkusener kamen geschickt Zeit von der Uhr, nutzten die etwas fahrige Geschäftigkeit des FCN zu ihren Gunsten aus und retteten den Sieg über die Runden.

Ein Sieg, der in der Summe auf Grund von Spielverlauf und Torentstehung sicher nicht verdient war, doch nutzt in diesem Fall alles Lamentieren nichts. Es ist für den Club eine der seltenen Niederlagen, die Hoffnung machen. Hoffnung, dass die fehlenden Zentimeter gegen Düsseldorf und in Bremen nicht fehlen und man so die Hinrunde versöhnlich abschließen kann.

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