Sieben Spiele, sechs Mal nicht verloren. Eine derartige Bilanz liest sich angenehm, sieht nach einer Mannschaft aus, die wenig falsch macht und die Zuschauer zufrieden stellt. Sieben Spiele, nur einmal gewonnen hingegen liest sich frustrierend und wenig erträglich. Mit den beiden 1:1-Unentschieden gegen Stuttgart und Freiburg ist der FCN nun aber genau diese Rückrundenmannschaft: Sieben Spiele, ein Sieg, fünf Remis, eine Niederlage. Das ist nicht Fisch, nicht Fleisch und auch kein Gemüse. Nein, das ist „Eichhörnchenfußball“.

Die Meldungen zwischen den beiden Spielen, in denen von Kontakten der Vereinsspitze mit Huub Stevens berichtet wurde, kommen wohl auch nicht von ungefähr. Die Mission Klassenerhalt wird dem Trainergespann zugetraut, auch auf Grund der immer noch komfortablen Ausgangslage. Im nächsten Jahr mehr zu erreichen, erscheint ob der Spiele der letzten Wochen hingegen fraglicher denn je. So sieht man sich offensichtlich nach Alternativen um, die mehr zu bieten haben als „Eichhörnchenfußball“.

Denn eines haben die beiden Spiele gegen baden-württembergische Bundesligisten gezeigt, eine gezielte Weiterentwicklung der Mannschaft ist nicht erkennbar. Sie ist, sogar noch mehr als unter Hecking, schwer zu schlagen. Sie spielt aber auch zu wenig Fußball. Dass dies inzwischen auch bei dem Publikum bewusst ist, zeigt sich an den Zuschauerzahlen. Gegen Freiburg kamen trotz hervorragendem Wetter und eines Gegners, der für attraktiven Fußball steht, nur knapp 38.000 Zuschauer. Ein Stadion, das nur zu drei Vierteln gefüllt ist, ist ein weiterer Faktor, der die Verantwortlichen unruhig machen könnte, auch wenn sie dies nach außen verneinen.

Man kann es den Daheimgebliebenen allerdings kaum verdenken, wenn der 1. FC Nürnberg in Sachen Offensivfußball derart wenig zu bieten hat, wie in Stuttgart oder gegen Freiburg. Das hat sicherlich viele Faktoren und nicht für alle – z.B. Formschwäche Kiyotake, fehlende Beweglichkeit im Sturmzentrum – ist das Trainerteam ursächlich verantwortlich. Doch die Anweisung mit fast schon unmodern tief stehenden Außenverteidigern – egal ob diese nun Chandler, Pinola, Balitsch oder Plattenhardt heißen – zu agieren, kommt von der Seitenlinie. Das ist für die defensive Stabilität gut, für ein druckvolles Offensivspiel dagegen tödlich. Es ist natürlich auch ein Kennzeichen des „Eichhörnchenfußballs“ : Hinten wenig zulassen, weil sich dem Gegner kaum Räume bieten, dafür im Vorwärtsspiel mit weniger aktiven Akteuren agieren und so wenig eigene Chancen kreieren.

So punktet man oft, lässt aber auch viel Kraft. Denn der physische und mentale Aufwand des „Eichhörnchenfußballs“ ist wesentlich höher. Man darf sich in der Defensive kaum Fehler erlauben,  da man selten mehr als ein Tor schießt (nur in fünf von 24 Spielen). Diese Anforderungen erfüllt die Abwehr durchaus; nur in etwas mehr als jedem dritten Spiel kassierte der FCN mehr als ein Gegentor. Es war kein Zufall, dass beide Gegentore in den letzten beiden Spielen nach Abprallern fielen, aus direktem Spiel heraus ist die Nürnberger Abwehr kaum zu durchdringen. Dies galt in Stuttgart sogar ohne den besten Nürnberger Feldspieler dieser Saison, Timm Klose.

Ob es auch ohne Per Nilsson gilt, werden die nächsten Wochen wohl zeigen. Der Schwede verletzte sich gegen Freiburg, erst danach fiel das Gegentor. Fällt er – wie zu befürchten – mehrere Wochen aus, so muss entweder Timmy Simons in die Abwehr rücken, was einen Platz im Mittelfeld für Balitsch oder Ildiz eröffnet oder aber Berkay Dabanli Nilsson positionsgetreu vertreten.  Der eine, Simons, machte gegen Freiburg das 100. Pflichtspiel für den FCN, was auch daher bewundernswert ist, da der Glubb seit Simons im Sommer 2010 nach Nürnberg wechselte, genau 100 Pflichtspiele bestritten hat. Der andere, Dabanli, hat von sieben möglichen Pflichtspielen zwei bestritten. Die eleganteste Lösung wäre sicher eine Wunderheilung Nilssons; allein, die Wahrscheinlichkeit dafür sah nicht sehr groß aus als Nilsson vom Platz getragen wurde.

Doch eine Sorge ist nach den beiden Spielen gegen Stuttgart und Freiburg noch größer: Die, das die Stoßstürmer kaum zum Abschluss kommen. Egal, ob Polter (in Stuttgart) oder Pekhart (gegen Freiburg) von Beginn an spielen, egal, ob Pekhart (in Stuttgart) oder Polter (gegen Freiburg) nach etwas mehr als einer Stunde eingewechselt werden, die Durchschlagskraft der Stürmer mit ca. 190 Zentimetern Körpermaß geht gegen Null.

Nun kann man dem Trainerteam da, wie erwähnt, keinen Vorwurf machen, der von Hecking hinterlassene Kader gibt ein Spiel mit einem der beiden geradezu vor. Beklagenswert war die völlige Harmlosigkeit vor dem gegnerischen Tor aber dennoch. Möglicherweise wäre eine Umstellung weg von einem System mit „Funkturm“ im Sturmzentrum hier sogar eine gangbare Alternative. Wobei eine Umstellung Zeit und Energie kostet, die im „Eichhörnchenfußball“ tendenziell eher in die Abwehrarbeit gesteckt zu werden scheint.

Das Spiel am kommenden Freitag könnte ein richtungsweisendes Spiel sein. Der Gegner aus Augsburg zeigt stark aufsteigende Form; er – und damit der Relegationsplatz – ist bis auf sieben Punkte an den FCN herangerückt. Ein Sieg würde den Abstand auf zehn erhöhen, neun Spieltage vor Schluss ein beruhigendes Polster. Eine Niederlage hingegen würde Augsburg auf vier Zähler heranbringen, das Zittern begänne von vorne. Da wäre einem jeden Nürnberger dann wohl doch ein weiteres Remis und der Triumph des „Eichhörnchenfußballs“ lieber.

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