Vor einigen Wochen, als der Abstand auf Platz Vier nur noch fünf Punkte betrug, begannen in Nürnberg einige schon von der Champions League zu träumen. Es war ein ferner, ein leiser Traum, aber er war zu vernehmen. Die C-Elf des Champions-League-Halbfinalisten Bayern München zeigte am Samstagnachmittag deutlich auf, dass es erst einmal beim Träumen bleiben sollte, denn europäisches Niveau hat die Mannschaft bei Weitem noch nicht.

Es ist mit Sicherheit kein Beinbruch und auch keine Schande, dass die einzigen beiden Mannschaften, die dem FCN in der Rückrunde Niederlagen zufügen konnten, unter den vier stärksten Teams Europas zu finden sind, dennoch war es aus Clubsicht enttäuschend es so deutlich vorgeführt zu bekommen. Immerhin hatte man schon ein wenig gehofft ausnutzen zu können, dass die Gastgeber mit nahezu der kompletten zweiten Garde aufliefen. Doch selbst diese zweite Garde war deutlich besser als die erste des Clubs.

Zu sehen war dies schon in den ersten fünf Minuten als sie mit massivem Druck die Club-Abwehr in Bedrängnis brachten und Raphael Schäfer in dieser kurzen Zeit schon mehr Paraden zeigen musste als am vergangenen Sonntag gegen Mainz. Doch auch der an diesem Nachmittag beste Nürnberger hatte nach fünf Minuten keine Chance als Jerome Boateng nach einer Ecke im Strafraum gefühlte 25m² Platz hatte und den Ball akrobatisch im Netz versenkte. So war nach 5 Minuten die Strategie, die Bayern durch ein langes 0:0 nervös zu machen, dahin und der Traum davon,  Zählbares aus München mitzunehmen, ausgeträumt.

Es ging, das wurde allen Anwesenden klar, um Schadensbegrenzung. Denn was eine Bayernmannschaft – egal welcher Stärke – in voller Fahrt zu leisten im Stande ist, das hatte man zwei Wochen zuvor gegen den HSV gesehen. Und so schlich sich zur Frustration über das frühe Gegentor auch noch die Angst davor mit neun Gegentoren nach Hause geschickt zu werden. Diese Angst lähmte das Club-Spiel aber allerorten und da man gelähmt nie sonderlich gut Fußball spielt, stand es ehe man sich versah 3:0. Erst dann schüttelte man die Angst ein wenig ab und begann mit dem Versuch Fußball zu spielen.

Besonders viel kam aber gerade offensiv nicht heraus, da passte es ins Bild, dass der sonst äußerst sichere Timmy Simons ein Elfmetergeschenk von Schiedsrichter Weiner kurz nach der Pause partout nicht annehmen wollte. Genauso passte aber auch dazu, dass selbst die eigene Stärke bei Standards nicht zum Tragen kam und man stattdessen zum ersten Mal seit mehr als fünfzig Spielen selbst Gegentore nach Ecken kassierte. Es wollte einfach nichts so recht funktionieren. Die Münchener waren in allen Belangen überlegen, obwohl sie nicht Lahm, Schweinsteiger, Robben und Müller, sondern Contento, Can, Tymoshchuk und Höjbjerg hießen.

Dass dem so war, war sicherlich auch der Schwäche des FCN geschuldet, der in Respekt vor dem Stadion, dem Namen und der Historie des Gegners in Ehrfurcht zu erstarrten schien. Es ist aber auch ein Zeichen der völligen Überlegenheit des FC Bayern München in dieser Bundesligasaison. Es war eine Demonstration, warum der Rest der Liga zwanzig Punkte hinterherhinkt, warum in der Rückrunde alle zwölf Spiele gewonnen wurden und warum man in München träumen darf. Als Nürnberger hingegen wurde man durch dieses Spiel mit einem deutlichen „Europa? Träum weiter!“  aus allen Träumen gerissen.

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