Das Abschenken von Spielen nach Erreichen des Saisonziels hat ja durchaus Tradition: Sei es ein 1:4 gegen Leverkusen (2012/13), ein 1:3 in Hannover, ein 1:2 gegen Hoffenheim (2011/12), ein 0:2 gegen Hamburg (2006/07), ein 3:6 in München, ein 1:2 gegen Mainz (2004/05), ein 1:3 gegen Oberhausen oder ein 0:2 in Ahlen (2003/04). Geht es um die Goldene Ananas, verliert die Mannschaft regelmäßig ihren Siegeswillen. Von daher waren alle Anhänger des FCN vorgewarnt, was an diesem Samstag folgen würde: Eine blutleere, wenig engagiert wirkende Vorstellung, die allerdings deutlich machte, in welche Richtung die Kaderplanung für 2013/14 gehen sollte.

Auffällig war nämlich über 90 Minuten – ganz besonders aber in den ersten 30 Minuten, in denen Hoffenheim Nürnberg regelrecht überrollte – welch leichtes Spiel die Gastgeber mit den fränkischen Außenverteidigern hatten. Timothy Chandler und Marvin Plattenhardt ließen sich sowohl leicht als auch regelmäßig von Salihovic und Johnson überlaufen. So war es auch kein Wunder, dass Letzterer das 1:0 auflegte und ersterer das 2:0 erzielte. Chancen auf mehr als diese beiden Tore hatten allein diese beiden Hoffenheimer genug, da ihnen immer wieder Platz auf den Außen geboten wurde.  Es zeigte sich deutlich, dass eigentlich auf beiden defensiven Außenbahnen enormer Handlungsbedarf besteht.

Chandler und Plattenhardt waren nur zwei der vier Neuen in der im Vergleich zum Anpfiff gegen Fürth runderneuerten Viererkette. Timmy Simons rückte in die Innenverteidigung und Berkay Dabanli gab neben ihm sein Startelfdebüt. Wie immer wenn Simons nach hinten rutscht, wurde damit Stabilität im zentralen defensiven Mittelfeld aufgegeben; auch das ein Grund für die Hoffenheimer Dominanz. Hinzu kam, dass Hanno Balitsch die Rolle als Abräumer vor der Abwehr ansatzweise so dominant ausüben konnte, wie Simons es normalerweise tut. Balitsch gewann nur 56% der Zweikämpfe in der eigenen Hälfte, verlor im Raum direkt vor dem eigenen Strafraum sogar 75% seiner Duelle.

Doch die Umstellungen alleine, so tiefgreifend sie auch waren, waren nicht allein entscheidend für die Niederlage. Die nötige Ernsthaftigkeit und der letzte Wille schienen nämlich nicht vorhanden zu sein. Das sei mit aller nötigen Vorsicht gesagt, es ist schließlich immer schwierig von der Tribüne oder vom Sofa aus zu erkennen, was in den Köpfen der Spieler auf dem Rasen vor sich geht. Dennoch verfestigte sich  – noch mehr als in der Vorwoche – der Eindruck, dass für manchen Akteur  die Saison bereits beendet ist. Das mag menschlich nachvollziehbar sein, entschuldbar ist es dennoch nicht.

So gesehen, handelten Wiesinger und Reutershahn durchaus richtig, als sie in der Pause Niklas Stark zum Bundesligadebüt verhalfen.  Das gerade 18 Jahre alt gewordene Eigengewächs machte seine Sache dann auch mehr als ordentlich. Überzeugte er doch nicht nur dadurch, dass er den Elfmeter zum Nürnberger Anschlusstor herausholte, sondern auch durch seine Passgenauigkeit, lediglich einen seiner Pässe setzte der Debütant daneben. Es bleibt zu hoffen, dass er weiterhin so cool wie Namensvetter Tony und nicht kopflos wie Namensvetter Ned agiert. Gelingt ihm das, so ist er eine echte Alternative im kommenden Jahr; einem Jahr, in dem bei Fehlern in der Planung schnell der Winter Einzug halten wird.

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.
Ok