Kann man wirklich von positiven Eindrücken sprechen, wenn der Gegner rekordverdächtige 78-81% Ballbesitz (je nach Quelle) hat, man selbst lediglich 80 Pässe an den Mann bringt und mit einem Schussverhältnis von 26:5 nach Hause geht? Wenn die Gegner am Ende souverän mit 2:0 gewinnen und dabei noch einen Elfmeter verschießen? Man kann, wenn der Gegner die beste Mannschaft Europas ist, selbst wenn diese sich gerade im Umbau befindet. Denn fast 70 Minuten verzweifelte der Champions League Sieger aus München an der Abwehr des FCN und mit etwas Glück in der ersten Halbzeit hätte sogar etwas mehr rausspringen können.

Dies wäre dann der Fall gewesen, wenn der einzige Torschuss des Clubs nach fünfzehn Minuten nicht von der Unterkante der Torlatte vor, sondern hinter die Torlinie gesprungen wäre. Doch so viel Glück war dem FCN nicht beschert und erstmals in der Saison blieb damit Daniel Ginczek in einem Pflichtspiel ohne Torbeteiligung; nahe dran war er aber bei diesem Schuss gewesen. Sonst aber kamen zu viele Pässe nach vorne nicht an und die Konterchancen, die sich dem FCN boten, wurden auch deshalb nicht gut zu Ende gespielt. Es wäre nämlich durchaus möglich gewesen die Bayern in der Rückwärtsbewegung mehr unter Druck zu setzen, dafür fehlte aber die offensive Genauigkeit.

Möglicherweise fehlte da auch das Personal, denn das Trainerteam hatte sich für eine dezidiert defensive Aufstellung entschieden, wollte die offensiven Außen der Münchner, Ribery und Robben, stets doppeln und sich zweifach gegen ihre Angriffsstärke absichern. Um diesen Plan zu verwirklichen, rückten Chandler und Plattenhardt für Mak und Kiyotake in die Mannschaft. Der Plan ging über mehr als eine Stunde auf, die Gastgeber verzweifelten regelmäßig an der massierten Nürnberger Deckung. So konnten sie sich den Ball zwar um genüsslich hin- und herpassen, wirklich gefährlich kamen sie sechzig Minuten lang kaum vors Nürnberger Tor.

Selbst die größte und eindeutigste Chance in dieser Zeit hatten die Bayern nicht nutzen können: Einen Elfmeter gegen Raphael Schäfer. Der Kapitän des FCN hatte von 32 Elfmetern gegen sich nur einen halten können, das heißt eine größere Chance auf die Führung bietet sich wohl nie, doch David Alaba schaffte es den Strafstoß, der in seiner Entstehung von mehr als zweifelhafter Natur war, in die Arme von Schäfer zu schießen. Wenn der Keeper daraus Selbstvertrauen in solchen Situationen ziehen könnte, hätte das Spiel schon einen positiven Effekt.

Ein positives Ergebnis kam am Ende nicht zu Stande, weil Bayern-Trainer Guardiola Thomas Müller nach einer Stunde für Thiago Alcantara einwechselte und dieser durch sein unkonventionelles und forsches Offensivspiel zusätzliche Lücken in die Nürnberger Abwehr reißen konnte. Zusätzlich agierte Innenverteidigung in der zweiten Halbzeit ein durch Mandzukic‘ bösen Tritt aufs Knie stark angeschlagener Berkay Dabanli; der Deutsch-Türke hatte erst zehn Minuten vor dem Foul mit dem Halbzeitpfiff, das ihn so lädierte, den am Sprunggelenk angeschlagenen Per Nilsson ersetzen müssen. Beide Faktoren zusammen ließen das lange Zeit stabile Bollwerk ins Bröckeln geraten, so dass die Führung durch Ribery folgerichtig war.

Als dann die doppelte Absicherung auf links nach dem 0:1 auch noch aufgelöst wurde, folgte, was folgen musste, ein Tor durch Arjen Robben. Der Niederländer dribbelte sich durch die Club-Abwehr und schloss sein Sole mit dem 2:0 ab. Auch danach hatten die Gastgeber noch Chancen, sie nutzten keine davon, so dass das 2:0 auch das Endergebnis darstellte. Ein Endergebnis, das am Ende den Spielverlauf irgendwie durchaus anschaulich widerspiegelte: Nicht richtig an die Wand gespielt, aber auch nicht wirklich mithalten können.

Allerdings ist der Champions League Sieger auch nicht die Mannschaft mit der man als 1. FC Nürnberg zurzeit mithalten muss. Man muss sein Bestes geben und man muss eine klare Idee haben. Beides traf an diesem Nachmittag zu, nun gilt es diese positiven Eindrücke in den nächsten beiden Partien gegen Augsburg und Braunschweig zu positiven Erlebnissen zu verarbeiten. Gelingt dies nicht, nutzen auch die positiven Eindrücke aus München nichts.

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