Es ist schon ein wenig zynisch vom Schicksal, dass es den FCN im schwächsten Spiel unter Gertjan Verbeek punkten lässt, nachdem es ihm zuvor in zwei hervorragenden Spielen mit dem Holzhammer eins über die Rübe gezogen hatte. Andererseits waren die Gegner zuvor auch wesentlich schwächer als der VfL Wolfsburg, der sich als eine Hecking-Mannschaft erster Güte erwies: Robust, hartnäckig, defensiv sicher. Da die Gäste aber einige offensive Ausnahmespieler haben waren die Niedersachsen eben mehr als „nur“ eine klassische Hecking-Truppe und so war der Punkt auch mehr  glücklich als verdient.

Natürlich könnte man argumentieren, dass Wolfsburgs Tor aus einer Nicht-Chance heraus fiel und Raphael Schäfer den Ball halten muss. Dabei würde man aber durchaus verkennen, dass die Gäste eine Vielzahl hervorragender Torchancen hatte und dabei entweder an Schäfer (Olic 14., Diego 54.) oder den eigenen Nerven (u.a. Olic 27., 71.) scheiterten. Die Gäste hatten über 70 Minuten mehr vom Spiel, zwangen durch das robuste Spiel den FCN zu –unter Verbeek – ungewohnt vielen Fehlpässen im Aufbau und suchten immer wieder den Abschluss.

Erst nach Ginczeks Sololauf zum 1:1 brachen die Konzentration und der Wille bei den Wolfsburgern weg, doch jenseits von Maks Möglichkeit in der 88. Minute kam wenig Gefährliches zustande. Gerade in dieser Schlussphase offenbarte sich, dass Verbeek in der Offensive an manchen Stellen noch viel Arbeit vor sich hat. Zu oft trafen die Clubspieler vor dem Strafraum die falsche Entscheidung, mal wurde der besser postierte Mitspieler übersehen, mal die Qualität der eigenen Schussposition unterschätzt.

Doch das Hauptaugenmerk sollte dennoch nicht auf den letzten zwanzig Minuten liegen, in denen mit viel Glück auch ein Sieg möglich gewesen wäre, sondern auf den siebzig Minuten zuvor. Hier wurde nämlich offenbar, wo die Schwächen des FCN liegen. Auffällig war, wie viele Angriffe der Niedersachsen über die rechte Abwehrseite des FCN liefen. Sicherlich waren mit Olic und Perisic zwei herausragende Spieler hier zu finden, doch Chandler machte es den beiden auch extrem einfach. Immer wieder stand der Rechtsverteidiger falsch, ließ sich überlaufen und anderweitig düpieren.

Die Instabilität auf rechts hängt sicher auch mit der leichten Formschwäche von Per Nilsson zusammen, der bei einem Konter der Wolfsburger (über die rechte Nürnberger Seite) ein Sinnbild seiner letzten Wochen lieferte: Als der konternde Wolfsburger an ihm vorbeizog, versuchte der Schwede den Angreifer mit einer Art fliegendem Rugby-Tackle zu fällen. Nilssons Glück war aber, dass er so langsam war, dass er den Stürmer komplett verpasste und elegant ins Leere flog. Ein Sinnbild für „Pelles“ letzte Wochen, in denen ihm immer wieder Stürmer (zugegebenermaßen mit Cristiano Ronaldo auch von Weltklasse) entkommen waren.

Es ist vor allem die Defensive, das einstige Prunkstück, in der es noch quietscht und knarzt. Kein Spiel ohne Gegentor seit dem Heimspiel gegen Schalke im März, allein das spricht eine deutliche Sprache. Kein Sieg in nunmehr vierzehn Pflichtspielen in dieser Saison natürlich noch viel mehr. Natürlich ist der Abstand zum rettenden Ufer in Anbetracht dieser Tatsache gar nicht so groß – drei Punkte sind theoretisch in einem Spiel aufgeholt – doch eine gewisse Form von Defätismus schleicht so langsam in die Glieder aller in Nürnberg, mehr als einmal war gestern zu vernehmen: „A ganze Rundn ohne Siech fällt uns nu in da Regoddsammlung.“  Es wird schwer diesen Geist zu vertreiben, gerade wenn man weder gute, noch schlechte Spiele gewinnt.

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