Was war es in der sieglosen Hinrunde beschworen worden: Das fehlende Glück. 15 Lattentreffer, eklatante Fehlentscheidungen, alles wurde nicht zuletzt mit fehlendem Glück begründet. Als Timothy Chandler nach 23 Minuten Rückrunde aufs Tor schoss, war klar, dass es in dieser Halbserie erstmal nicht so weiter gehen würde. Anders als mit Glück lässt sich das 1:0 des US-Nationalspielers nämlich kaum erklären. Ein harmloser Flachschuss, der nur durch die Berührung von Hoffenheims Vestergaard den Weg ins eigene Netz fand. Es war die Initialzündung zu einem gelungenen Nachmittag, zu einem gelungenen Start, zu einem gelungenen Auftakt.

Gelungen, weil es so aussah, als hätte die Mannschaft die gute Form der Vorbereitung in die Rückrunde hinüber gerettet. Gelungen aber auch, weil die Mannschaft offensiv endlich schönen Fußball und Effektivität verbinden konnte. Das letzte Mal, dass der FCN vier Tore erzielt hatte, hieß der Gegner auch Hoffenheim, doch im Gegensatz zum November 2012, schossen die Gäste an diesem Nachmittag keine zwei Tore. Auch das war sich ein wenig dem Glück geschuldet, das zurückkehrte. Dem Glück, dass Roberto Firmino nach knapp zwanzig Minuten eine drei gegen Eins Situation schlampig zu Ende spielte, dass Jiloan Hamad den Ball nach knapp vierzig Minuten nicht richtig zirkelte, dass Schiedsrichter Kircher und sein Team nach knapp sechzig Minuten eine Abseitsstellung von Volland sahen.

Das zweite Zu-Null in Folge gibt der Abwehr womöglich trotz der immer noch vorhandenen kleinen Wackler etwas Sicherheit, gerade jetzt wo die personelle Zusammensetzung in der Zentrale ständigen Fluktuationen unterliegt. Je nach der Schwere von Per Nilssons Verletzung konnte das Innenverteidiger-Duo der kommenden Woche nämlich plötzlich Petrak und Pinola heißen. Der Argentinier brillierte wie schon gegen Schalke als kompromissloser Abräumer in der zentralen Defensive und bietet sich somit als echte Alternative an. Der junge Tscheche kam nach 55 Minuten für den verletzten Nilsson und fügte sich nahtlos, bewies, dass seine angepriesene Schnelligkeit keine Übertreibung war und rettete nach 64 Minuten für seinen geschlagenen Schlussmann.

Trotz dieser bemerkenswerten Leistungen und einer funktionierenden Offensive gebührt der Titel „Spieler des Spiels“ einem anderen: Mike Frantz. Der Saarländer gewann von allen Nürnbergern die meisten Zweikämpfe, war im defensiven Mittelfeld omnipräsent und krönte seine Leistung mit einer brillanten, nahezu pirlo-esken Vorlage zu Daniel Ginczeks 3:0. Die Stabilität, die das Spiel durch Frantz‘ Anwesenheit im defensiven Mittelfeld bekommt, ist nicht hoch genug einzuschätzen.  Die Idee den 27-Jährigen auf diese Position zu ziehen, könnte sich am Ende als die wichtigste von Gertjan Verbeek herausstellen.

Natürlich darf bei einem 4:0 die Offensive nicht unerwähnt bleiben. Mit phasenweise gnadenloser Effektivität bestrafte der Glubb die Hoffenheimer: Süle köpft den Ball nach einem Freistoß quer, Drmic schnappt sich den Ball und vollendet, Ginczek wird von Frantz perfekt freigespielt, gewinnt sein Laufduell und vollendet, Kiyotake lupft den Ball Richtung Drmic, der nimmt den Ball gekonnt an und vollendet. Natürlich war es vor allem nach dem Seitenwechsel, als die Gäste dem FCN etwas mehr Platz boten, dass dieser zu schönem und attraktivem Spiel fand, doch spiegelte diese zweite Halbzeit ein wenig die Befreiung wider, die so eine Rückkehr des Glücks bietet. Benötigte man in der ersten Halbzeit noch Glück und Hoffenheimer Mithilfe für die Tore, war dies im zweiten Abschnitt schon nicht mehr nötig.

Es bleibt zu hoffen, dass sich dieses Glück in den kommenden Wochen in den Trikots der Spieler festsetzt. Aber mit Leistungen wie am Samstag ist der Klassenerhalt zumindest keine Illusion.

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