Gertjan Verbeek hatte gewarnt. Die Entwicklung der Mannschaft in den letzten Wochen hatte ihn trotz vier Siegen aus fünf Spielen nicht überzeugt. Gegen Braunschweig waren es letztlich zwei gute Minuten gewesen, die für drei Punkte genügten. Zu Recht bemängelte der Niederländer, dass dies zu wenig gewesen sei. Wie um ihm recht zu geben, spielte die Mannschaft in Dortmund gegen biedere Vizemeister noch ein Tick schwächer als gegen Braunschweig und verlor – auch in der Höhe – verdient mit 0:3.

Viel ging nicht zusammen beim Glubb in den 90 Minuten, nicht nach vorne, nicht nach hinten. Daran ändert auch nichts, dass der FCN in der ersten Halbzeit in Person von Tomas Pekhart das zwanzigste Mal das Aluminium traf, denn dies geschah mit dem einzigen Torschuss der gesamten Halbzeit. Es war bezeichnend, dass diese Torchance aus einem individuellen Fehler der Dortmunder entstanden war, selbst spielerisch aktiv wurde der Club erst spät als Jose Campaña ins Spiel kam. Zu diesem Zeitpunkt stand es allerdings bereits 1:0 für die Gastgeber und der Zug in Richtung mehr als null Punkte war abgefahren.

Das lag nicht nur am Gegentreffer durch Mats Hummels, dem zwölften nach einer Standardsituation, sondern auch am äußerst pomadigen Spiel des FCN. Von Spielaufbau zu sprechen, käme an diesem Nachmittag einem Euphemismus gleich, denn es wurde weder gespielt noch aufgebaut. Die einzigen Pässe die sicher ankamen waren die Querpässe innerhalb der Abwehrkette, sobald das Spiel vertikal wurde, wurden die Aktionen unsauber. Verbeek versuchte nach 35 Minuten dem gegenzusteuern, indem er Javier Pinola, der einige Hochrisikopässe zum Gegner gebracht hatte, aus dem Spiel nahm. Er brachte Emanuel Pogatetz und erhoffte sich so größere Präzision im Spiel aus der Abwehr heraus. Vergebens.

Zur unkreativen Offensive gesellte sich dann auch noch eine unkonzentrierte Defensive und fertig war die 0:3-Niederlage. Symptomatisch für die Schwächen in der Hintermannschaft war Lewandowskis 2:0, als vier Nürnberger den ballführenden Mkhitaryan attackierten, aber keiner Lewandowski im Auge behielt. Wären die Dortmunder in besserer Verfassung gewesen, das Ergebnis hätte einem Desaster gleichkommen können. Doch die Westfalen schienen froh auf nicht allzu viel Gegenwehr zu stoßen und so ihre langsame Erholung zu starten.

Diese Erkenntnis ist die eigentlich bittere an diesem Nachmittag. Es ist nicht die Tatsache, dass man in Dortmund zum fünfzehnten Mal in Folge keinen Sieg holt, sondern das Gefühl, dass die Gastgeber sich dafür kaum anstrengen mussten; die Ahnung, dass mehr möglich gewesen wäre, wenn man sich denn nur getraut hätte. Doch da man sich nicht getraut hatte, gab es auch nichts Zählbares, das man mit nach Hause nehmen konnte.

Die Niederlage ist an sich kein Beinbruch, ein Salto Nullo in Dortmund muss immer eingeplant werden, aber dennoch wirft die Spielweise Fragen auf. Warum war der FCN gegen Ende der Hinrunde spielerisch besser? Weshalb hakt es im Spielaufbau so offensichtlich? Wie können die defensiven Unkonzentriertheiten unterbunden werden? Gertjan Verbeek wird sicher bereits an Antworten und Gegenmaßnahmen arbeiten. Allein diese Woche sah es nicht so aus, als hätte die Mannschaft seine Warnsignale verstanden. Möglicherweise tut sie es nach einer Niederlage besser, dann könnte man dem trostlosen Nachmittag in Dortmund doch noch etwas Positives abgewinnen.

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