Freitagmorgen, Sommerferien. Es klingelt. Verschlafen wanke ich aus dem Bett, das T-Shirt der Marke „Hans Meyer hatte so eins beim Pokalsieg an“ nochmal runtergezogen. Tür schlaftrunken geöffnet: Paketbote. Blick auf T-Shirt: „Heid Ohmd. Wej?“ Ich, kurz orientierungslos, dann: „Wej jeds Johr hald.“ „Fraale.“ Drei Linien auf das Gerät, Paket in die Hand, Tür zu. Paket auf, Buch raus: „Verschwundene Reiche“. Nur ein Gedanke: „Oh jee, des wädd heid niggs.“

Es wurde dann auch nichts. Nichts mit der Derby-Wiedergutmachtung, nichts mit der Verhinderung des Pokaldeppenhattricks, nichts mit spielerischen Fortschritten. Stattdessen schied der FCN zum dritten Mal in Folge aus dem DFB-Pokal in der ersten Runde aus und vermehrte die Sorgenfalten auf den Stirnen und in den Gehirnen der Anhänger. Für die Sorge ist nicht zwingend die Tatsache des Ausscheidens verantwortlich, sondern eher die Art und Weise. Die biederen Duisburger hatten eine Torchance aus dem Spiel, sie nutzten sie nicht. Was sie hingegen nutzten war die Einladung der FCN-Defensive zum Toreschießen aus einer ungefährlichen Situation.

Wie schon gegen Fürth verursachte einer der FCN-Bubis, diesmal Niklas Stark, in einer nicht bis maximal mittelgefährlichen Situation einen unnötigen Strafstoß. Wie Fürth nutzte auch Duisburg das Elfmetergeschenk. Das Spiel war in diesem Moment gelaufen. Nicht, weil der MSV dann besonders clever oder besonders defensivstark agierte, sondern weil es dem Glubb über die folgenden 80 Minuten plus 6 Minuten Nachspielzeit nicht gelang auch nur eine einzige gefährliche Torchance herauszuspielen.

Natürlich spielt es hier eine Rolle, dass die Offensivspieler sich noch nicht kennen, dass keinerlei Automatismen vorhanden sind. Allein kann das aber noch nicht der Grund sein, warum nun in den letzten 180 Minuten Fußball aus dem Spiel heraus keine echte Torchance entstanden ist. Vielmehr muss die Frage gestattet sein, ob es nicht an einzelnen Stellen im Kader, v.a. auf den Außenbahnen, einfach an Qualität fehlt. Das durchaus spürbare Bemühen von Alessandro Schöpf muss verpuffen, wenn die Außen nicht anspielbar sind oder nur dort angespielt werden können, wo sie nicht mit Tempo in die Offensive gehen können.

Es ist richtig, dass die Duisburger ebenso wenig zu Chancen kamen, das lag aber weniger am FCN und der soliden Defensive, sondern daran, dass sie dem FCN getrost das Spiel und den Ball überlassen konnten, da dieser mit ihm nichts anzufangen wusste. Verzweifelt rannten die Einzelspieler immer wieder gegen die blau-weiße Wand an. Was sie nicht unternahmen, war der Versuch die Mauer zu umspielen oder im Zusammenspiel Lücken in der Defensive zu finden. Es war kopf- und planlos.

Es muss an dieser Stelle nicht die Erkenntnis wiederholt werden, dass die Niederlage aufzeigt, das noch Handlungsbedarf besteht, das galt am Montagabend noch und hätte auch bei einem Sieg gegolten. Was aber nach dem Aus im DFB-Pokal gelten muss ist, dass die Dringlichkeit von Nachbesserungen sich deutlich erhöht hat, sonst droht nicht nur ein Verfehlen der Saisonziele, sondern ein krachendes Aufschlagen auf dem harten Boden der Zweitklassigkeit.

Ein Aufschlagen, das unnötig erscheint, wenn man die Transferausgaben bedenkt. Es bedarf also nun entweder schnellen Handelns oder aber einer Erklärung, warum dieses Handeln nicht vollzogen werden kann. Ansonsten wird sich beim Anhang der Eindruck verfestigen, dass man sehenden Auges und mit den Taschen voller Geld in den Untergang marschiert.

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