Das Wort „individuell“ stammt aus dem Lateinischen, es bedeutet in seinem Ursprung „unteilbar“. So gesehen passt es, dass der Begriff der „individuellen Fehler“ in dieser Saison unteilbar mit dem FCN verbunden ist. Gegen den FSV Frankfurt war es Patrick Rakovsky, der sich mit einer unterlaufenen Ecke in die Reihe der individuellen Defensivpatzer ein. Er besiegelte so die dritte Pflichtspielniederlage des FCN in Folge, auch weil der Club ein Elfmetergeschenk nicht annahm und offensiv völlig planlos blieb.

Planlos, weil kein Konzept im Angriffsspiel erkennbar war. Alle gefährlichen Situationen des FCN entstanden aus Einzelaktionen, keine einzige war gutem Zusammenspiel geschuldet. Dies lag auch daran, dass die von Valerien Ismael vorgegebene Marschroute so auszusehen schien, dass die Außenspieler mit langen Diagonalbällen von Javier Pinola eingesetzt werden sollten. Für den Anschluss an diese Ballverteilung schien jedoch kein Plan ausgegeben, denn hier verzettelten sich die Akteure des FCN zu oft im Eins gegen Eins.

Es war durchaus zu sehen, dass alle Beteiligten sich bemühten und gewillt waren, das Spiel zu drehen, sie konnten es aber nicht. Dem war so, weil die Spieler zu wenig als Team auftraten, zu viel alleine und zu wenig miteinander spielten. Gut möglich, dass ein Teil des Problems ist, dass die Spieler zu wenig eingespielt sind, Automatismen und Abgestimmtheit fehlen. Es wirkte an diesem Samstagmittag aber auch so, als ob keine darunterliegende Spielidee zu finden war, welche die fehlende Eingespieltheit in einem Gerüst binden, auffangen und minimieren konnte.

Valerien Ismaels System mit einem „trapezoiden“ 4-4-2, also einer Formation ohne echten „Zehner“, schien in diesem Spiel zumindest nicht in der Lage dies zu tun. Es fehlte eine ruhige ordnende Hand, einer, der in der Zentrale das Spiel in die Hand nahm und die Bälle verteilte. Weder Timo Gebhart, der sich in Dribblings verzettelte und insgesamt zu ballverliebt agierte, noch Alessandro Schöpf, der sich zwar bemühte den Ball zu schleppen, dabei aber zu viel Kraft ließ, konnten die Aufgabe übernehmen.

Mit andauernder Spieldauer versuchte Ismael dann erst ein 3-5-2, kurz darauf ein 3-4-3, keine Maßnahme, die spielerische Sicherheit verlieh, im Gegenteil, die Spieler wirkten etwas überfordert mit dem ständigen Wechsel. Dies lag auch daran, dass den Frankfurter, die wenig richtig machten, doch eines gelang. Durch frühes Anlaufen der Innenverteidiger wurde der Spielaufbau gestört, die Folge waren unnötige Abspielfehler und Unkonzentriertheiten im Aufbau. So verpuffte der Elan aus den ersten 15 Minuten der zweiten Halbzeit dann auch im Tohuwabohu des ständigen Formationswechsels.

Es ist müßig zu überlegen, ob die Mannschaft mit anderem Selbstbewusstsein aufgetreten wäre, hätte Javier Pinola den – zumindest zweifelhaften – Elfmeterpfiff ausgenutzt und den FCN in Führung gebracht. Er hat es nicht getan, ob das daran lag, dass Hanno Balitsch seinem Torwart die Ecke anzeigte oder nur daran, dass Pinola kein guter Elfmeterschütze ist, sei dahingestellt. Sicher ist, dass so die beste Gelegenheit des FCN flöten ging und auch die anderen Standards (darunter 15 Ecken) mit Ausnahme eines Freistoß‘ von Gebhart allesamt wenig zielführend waren.

Dass der Gegner auch keine wirkliche Torchance hatte, ist wenig tröstlich, da man dem Gegner das Tor, das ihm reichte, schenkte und selbst dem zu wenig entgegenzusetzen hatte. Ebenso wenig ist es tröstlich, dass nun auch dem letzten Optimisten klar sein dürfte, dass im Kader Qualität fehlt. Qualität über die Außen das Spiel zu machen. Qualität auch mal 50%-ige Torchancen zu verwandeln, Qualität die Mannschaft zu führen und auch nach individuellen Fehlern weiter zu machen.

In der anderen großen Sprache des Altertums heißt jenes unteilbar, das auf Latein als „in-dividuum“ herauskommt, übrigens „a-tomos“. Auch das irgendwie passend: Wenn die individuellen Fehler weiter so geschehen, dann werden die Folgen denen einer atomaren Explosion womöglich gleichkommen: Viel verstrahlte Erde, wenig Chance wiederaufzubauen.

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