Einen Versuch war es ja wert. Man holt einen Ex-Profi, jung, intelligent, eloquent, mit Siegerbiographie. Man stellt ihm eine junge Mannschaft zur Seite, die er nach seinen Vorstellungen formen und Fußball nach seinen Ideen lassen kann. Nach sieben Pflichtspielen muss man dieses Experiment als krachend gescheitert erklären. Ismael hat es zu keinem Zeitpunkt geschafft der Mannschaft, die durchaus Potential hat, eine eigene Ausrichtung, eine eigene Idee zu verpassen. Stattdessen verunsicherte er sie durch System- und Aufstellungswechsel. All das gipfelte am Sonntagnachmittag in Karlsruhe in einer desolaten Vorstellung, die ihresgleichen sucht.

 

Gerademal zehn Minuten brauchten die Karlsruher, um das erste Tor zu erzielen. Ein simpler Pass hinter die Abwehrreihe und eine Hereingabe in den Rücken der Abwehr genügten, um die Defensive des FCN auszuhebeln. Auf das Gegentor folgte das, was Ismael am Montag noch auf die fehlende Unterstützung der Fans geschoben hatte: Die Mannschaft fiel in sich zusammen, machte Fehler um Fehler im Aufbauspiel und lud die Karlsruher zu weiteren Chancen ein. Diese nahmen die Einladungen dankend an und gingen bis zur Pause mit 3:0 in Führung.

Die einzige Gelegenheit bis zur Pause war ein Freistoß von Füllkrug. Aus dem Spiel heraus gelang dem FCN sogar noch weniger als in den Partien zuvor, es war überdeutlich, dass auch in dieser Woche keine Verbesserungen im Spielerischen gelingen würden. Es fehlte über die gesamte Länge der Partie an Ideen, an einem Plan wie man den Ball nach vorne tragen wollte. Die Spieler schienen phasenweise völlig ratlos dahingehend, was sie tun sollten. Stattdessen verfielen sie in eine Mischung aus Einzelaktionen und Fehlpässen.

Das änderte sich erst als der KSC nach der Pause mehrere Gänge zurückschaltete und den FCN gewähren ließ. Doch selbst dann fehlte es an Durchsetzungskraft und Präzision im Spiel vor dem Tor. Die Mannschaft wirkte durch den Saisonstart völlig verunsichert und Ismael scheint völlig überfordert mit der Aufgabe diese Verunsicherung aus den Köpfen der Spieler zu vertreiben. Die Strategie, diese psychologischen Schwächen nach dem Spiel gegen Düsseldorf anzusprechen, jedenfalls ging nach hinten los. Die Mannschaft war noch verunsicherter als zuvor.

Es mag reichlich früh erscheinen einem Trainer nach nur sieben Pflichtspielen mit einer völlig neu zusammengestellten Mannschaft das Vertrauen zu entziehen. Doch das Spiel in Karlsruhe zeigte nochmals deutlich auf, dass Ismael in den drei Monaten mit der Mannschaft vor allem drei Dinge nicht geschafft hat: Erstens hat er es nicht geschafft, sich auf eine Stammformation zu einigen, wechselte vor allem auf den kritischen Positionen auf der linken Abwehrseite und im zentralen Mittelfeld immer wieder hin und her, so dass sich hier auch keine Automatismen ergaben.

Zweitens hatte er die ganze Vorbereitung im 4-4-2 spielen lassen, nur um dann nach wenigen Pflichtspielen auf 4-1-4-1 umzustellen. Mögliche Eingespieltheiten und Vertrautheit mit dem Sytem gingen darüber verloren. Drittens hat die Mannschaft augenscheinlich immer noch keinerlei Vorstellung davon, wie sie Fußball spielen soll. Hatte man gegen Düsseldorf mit viel Fantasie noch erkennen können, dass mit langen Diagonalbällen auf die offensiven Außen operiert werden sollte, war gegen Karlsruhe nichts dergleichen mehr erkennbar.

All diese Erkenntnisse haben sich nicht erst nach dem Spiel am Sonntagnachmittag ergeben, sie haben sich lediglich verfestigt. Es ist erschreckend, dass inzwischen selbst Spieler wie Mössmer, Candeias oder Ramirez, die über die letzten Wochen noch Lichtblicke waren, sich dem Niveau der restlichen Mannschaft anpassten. Es bleibt daher nur ein Weg: Das Abbrechen des Experiments, selbst wenn das das Eingeständnis ist, dass man sich in der Führungsetage erheblich getäuscht hat.

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.
Ok