Schön anzusehen war das Spiel über weite Strecken nicht. Kaum Torchancen, viele Fehlpässe (FCN 53%, Leipzig 35%) und wenig Platz. Das gesamte Spiel schien 25 Meter hinter der Mittellinie auf beiden Seiten zu enden. Auf Nürnberger Seite wurde damit die Vorgabe des Trainers möglichst eng und kompakt zu stehen eindrucksvoll umgesetzt. Mit frühem und konsequentem Pressing wurden die Gäste daran gehindert ihr schnelles Spiel aufzuziehen. Sie wurden neutralisiert. In der Hinsicht war es dann eben doch schön anzusehen, erst recht, weil eine jener Pressingaktionen sogar dazu führte, dass der FCN das Spiel gewann.

 

Das Spiel veränderte sich erst nach dieser einen Aktion, in der Füllkrug einen Ball eroberte und dann mit Sylvestr und Schöpf doppelpasste, ehe der Österreicher den Ball zum 1:0 ins Tor schlenzte. Dann plötzlich kamen beide Seiten zu Chancen, beide, weil Leipzig hinten aufmachte und am Ende mit vier Stürmern spielte. Dass es am Ende beim 1:0 blieb, war dann sowohl der mangelnden Abgezocktheit der Stürmer des FCN als auch seiner sicheren Defensive zu verdanken. Chancen zum 2:0 waren in Fülle vorhanden, Chancen zum 1:1 gab es dafür nur eine.

Diese eine Chance wurde von Patrick Rakovsky souverän vereitelt. Der 21-Jährige war nicht nur in dieser Szene der beste Nürnberger. Mit geschicktem Stellungsspiel war der Torwart integraler Bestandteil des Plans die Gästeoffensive auszuschalten. Immer wieder lief Rakovsky Bälle ab und verhinderte so gefährliche Situationen. Es wirkt so als sei der Deutsch-Tscheche genau der richtige Mann für den Fußball, den Valerien Ismael spielen möchte: Jenes aggressive, den Gegner einengende Spiel, das der FCN nun im dritten Spiel in Folge auf den Platz brachte.

Als Außenstehender ist es schwer nachzuvollziehen, was in einer Mannschaft vorgeht, doch die Mannschaft, die vor dem Kaiserslautern-Spiel auf dem Feld stand, scheint mit derjenigen, die seitdem auf dem Platz steht, wenig gemeinsam zu haben. Es muss also an jenem Wochenende nach der Pleite in Heidenheim irgendetwas passiert sein. Irgendetwas, das die Mannschaft verändert hat. Irgendetwas, das auch Ismael verändert hat. Der Franzose hat nicht nur seine Startelf gefunden, er hat auch seinen Spielstil gefunden.

Dieser Spielstil ist momentan noch sehr kampflastig, sehr auf Verhindern des Spiels des Gegners bedacht. Es scheint aber, als sei dies nötig, um in der Zweiten Liga zu bestehen. Ansprüche an das Spielerische müssen hier bis auf weiteres wohl hintenan stehen. Denn auch gegen Leipzig war in Sachen Vorwärtsbewegung vieles unter „unbrauchbar“ zu verbuchen. Es genügte ein klarer Angriff, um die Gäste Schachmatt zu setzen.

Es muss also nun in der Weiterentwicklung der Idee darum gehen, mehr Sicherheit in die Idee einzubauen. Natürlich ist ein statistischer Wert von 53% Fehlpässen an sich nicht aussagekräftig, da er nichts darüber sagt, wo auf dem Platz die Ballverluste passierten. Er ist aber ein Indikator dafür, dass die Präzision im Abspiel noch zu wünschen übrig lässt. Mit mehr Präzision ließen sich auch etwas mehr Sicherheit und etwas mehr Verschnaufpausen für die Defensive erreichen. Diese leistete gegen Leipzig hervorragende und konzentrierte Arbeit. Etwas, das man nicht immer erwarten kann, wenn der Ball stets so schnell beim Gegner landet.

Die Untiefen des Spielplans der Zweiten Liga ermöglichen Valerien Ismael nun neun Tage intensives Arbeiten an diesen Problemen, um dann gegen Darmstadt womöglich auch spielerisch etwas präsenter zu sein. Letztlich dürfte es aber vielen egal sein, wie schön der FCN spielerisch anzusehen ist, wenn er am Ende erfolgreich ist. Egal wie der Verein in dieser Saison Erfolg formuliert.

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