Siege sind wie Essen, ohne Siege überlebt ein Fußballverein nicht. Siege geben Energie zum Weitermachen. Genau wie Essen verschiedenartig sein kann, können auch Siege verschiedenartig sein. Es gibt Siege, von denen man wie von einem üppigen Mahl lange zehrt, und solche, die satt machen, aber nicht im Gedächtnis bleiben. Manche Siege sind aber auch wie Fast Food, sie machen kurzfristig satt, nachhaltig den Hunger stillen sie aber nicht. Das 2:1 des FCN in Aalen ist so ein Fast-Food-Sieg, der direkt nach dem Verzehr ein wohliges Gefühl hinterließ, aber den Hunger langfristig nicht überdecken kann.

Denn wirklich zufrieden kann man an diesem Sonntagnachmittag nur mit dem Ergebnis sein, mit dem immerhin die längste Siegesserie des Kalenderjahres 2014 egalisiert wurde – selbst wenn diese nur aus zwei Spielen besteht – und der zweite Auswärtserfolg der Saison eingefahren wurde. René Weiler hat damit in vier Spielen neun Punkte geholt; sein Vorgänger brauchte doppelt so lange. Doch recht viel mehr Positives lässt sich aus dem Spiel gegen den Tabellenfünfzehnten aus Aalen nicht ziehen.

Über weite Strecken des Spiels blieb der FCN zwar dominant aber ungefährlich, ehe er dann, interessanterweise einmal mehr – wie schon gegen Ingolstadt und 1860 München – nach einem 2:0, das Heft aus der Hand gab und dem Gegner das Feld überließ. Statt auf ein weiteres Tor zu spielen, verlegte der Club sich aufs Verteidigen und wäre damit beinahe gescheitert. Doch die Aalener waren vor dem Tor zu ungefährlich und überhastet und konnten so die angebotenen Chancen nicht nutzen.

Ins Spiel zurückgekommen waren die Gastgeber überhaupt erst durch einen unnötigen Foulelfmeter. Dave Bulthuis, der viele positive Eindrücke der vergangenen Spiele mit einem übermotivierten Einsatz zunichtemachte, hatte Collin Quaner im Strafraum gelegt, obwohl der gegnerische Stürmer noch mehrere Nürnberger vor sich hatte. Bulthuis sah dafür Gelb und in der Schlussminute dann sogar Gelb-Rot, als er in einer ähnlich unsinnigen Aktion einen Gegner am Einwurf hinderte. Dass der Holländer damit in Aue fehlt, scheint bei derartigen Einlagen kein großer Verlust.

Natürlich kann man die Tatsache, dass der Gegner – wie schon 1860 am Montag – nur durch eine Eselei des Clubs zu einem Tor kam auch positiv drehen: Aus dem Spiel heraus hat der Gegner nun seit über 200 Minuten nicht mehr ins Club-Tor getroffen. Schwerwiegender ist dennoch die Tatsache, dass die individuellen Fehler, die den FCN seit Saisonbeginn plagen immer noch nicht abgestellt sind. Sie fallen lediglich weniger ins Gewicht, weil die Offensive nun in schöner Regelmäßigkeit zwei Tore erzielt.

Auch das spricht natürlich insgesamt für einen Aufwärtstrend. Am Sonntagnachmittag in Aalen allerdings waren die beiden Tore jedoch nicht wirklich planvollem Handeln entsprungen, sondern schönen Einzelaktionen. Beim 1:0 nahm Jakub Sylvestr den Ball gekonnt an und flankte ihn auf Füllkrug, der sich in der Mitte freigestohlen hatte und den Ball ins Tor köpfte. Das 2:0 war dann ein direktes Freistoßtor eben jenes Niclas Füllkrug, der nicht nur durch seinen Doppelpack der beste Nürnberger an diesem Nachmittag war. Dass der 21-Jährige jedoch oft ins Dribbling musste, um sich auszuzeichnen, zeigt schon wie schlecht es um die offensive Anbindung an diesem Nachmittag bestellt war.

Insgesamt ging der Ball in der Vorwärtsbewegung zu oft zu schnell wieder verloren, es fehlte an Genauigkeit im Aufbauspiel, jeder dritte Pass landete beim Gegner. So kam der Gegner aus Schwaben zu 54% Ballbesitz, mehr als doppelt so vielen Torschüssen und viermal so vielen Ecken wie der FCN. Er konnte aber aus der statistischen Überlegenheit nichts Zählbares machen und ging so dennoch nicht unverdient als Verlierer vom Platz.

Der FCN darf nach diesem Sieg aber nicht glauben, dass die Gefahr gebannt ist, dass es nun langfristig nach oben geht, nur weil man einen Fast-Food-Sieg errungen hat. Für das schnelle Befriedigen des Hungers nach Punkten war der Erfolg in Aalen in Ordnung. Eine längerfristige Ernährung nur von Siegen dieser Art dürfte aber zu Bauchschmerzen und Trägheit führen. Trägheit, die sich der FCN in der Winterpause nicht erlauben kann.

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