Schwieriger als die Einordnung des 1:1 in Bremen dürfte in diesen Tagen nur das Aussuchen der passenden Weihnachtsgeschenke fallen. Das Schiedsrichtergespann um den sonst sehr umsichtigen Manuel Gräfe hatte für die Bremer zumindest ein passendes Geschenk gefunden. Ein Abseitstor zwei Minuten vor Abpfiff. Genau diese Tatsache macht auch die Bewertung des letzten Club-Spiels des Jahres 2012 so schwer. Denn dem Spielverlauf nach wäre auch ein 5:2 für die Bremer nicht unverdient gewesen. Was überwiegt also? Der Ärger über die geraubten zwei Punkte? Oder die Freude trotz Unterlegenheit gepunktet zu haben?

Taktische Analyse ist für den Uneingeweihten bisweilen eine schwierige Sache. Ohne die professionellen Werkzeuge, die beste Sicht im Stadion, die traditionelle Einbettung in eine Unterstützungsstruktur ist es mitunter durchaus diffizil anspruchsvolle Analysen zu liefern. Am Samstag im Heimspiel des FCN gegen Düsseldorf fiel sogar krank auf der Couch liegend eines auf: Das Offensivspiel des FCN war rechtslastiger als das Parteiprogramm der FPÖ. Immer wieder attackierte der Club über die rechte Angriffsseite immer wieder wurde es gefährlich. Eine Strategie die aufging, am Ende stand zu Recht der dritte Heimsieg in den letzten vier Heimspielen.

"Ein Zentimeter ist das 165.076.373-fache der Wellenlänge der von Atomen eines Kryptonkerns beim Übergang von einem Zustand in einen anderen ausgesandten und sich im Vakuum ausbreitenden Strahlung." Ähnlich umständlich wie diese Definition eines Alltagsbegriffs agierten die Angreifer des FCN vor dem Leverkusener Tor am Samstagnachmittag. Es fehlten oftmals nur Zentimeter zum Erfolg. Zentimeter über und an der Latte, Zentimeter am Handschuh des Torwarts. Zentimeter, die der Gegner in Form von Stefan Kießling beim entscheidenden Tor im Abseits stehen durfte. Zentimeter, die dafür sorgten, dass eine der besten Saisonleistungen nicht mit Punkten belohnt wurde.

Wer die Wüste durchquert, dem erscheint auch ein trübes Rinnsal als lebensrettend. Wer wochenlang Fußball zum Abgewöhnen sieht, der sieht auch ein durchschnittliches Spiel als Spektakel. Nicht mehr (aber auch nicht weniger) als Durchschnitt war der 4:2-Erfolg des FCN am Mittwochabend gegen Hoffenheim; er erschien aber im Vergleich zum nur mit Mühe als Fußballspiel erkennbaren Derby in Fürth wie ein Schauspiel erster Güte. Dies lag zum einen an den sechs Toren, zum anderen aber auch an einem Spieler, der tatsächlich ein Spektakel lieferte: Hiroshi Kiyotake.

Für den neutralen Zuschauer muss es eine Qual gewesen sein, Fans der beteiligten Mannschaften konnten sich zumindest mit der Spannung und Emotionalität des 255. Franken-Derbys über Wasser halten. Beide Teams bewiesen über 90 Minuten, warum sie zu Recht im Bundesligakeller stehen. In einem Spiel, das mehr oder weniger gar keine Torchancen bot, trennten sich die beiden Teams – wenn auch auf dem Rasen weder schiedlich noch friedlich – mit einem 0:0 der schlechtesten Sorte. Gemessen an Spielverlauf und Tabellenstand kann der FCN natürlich etwas besser mit dem Unentschieden leben. Zufriedenheit mit dem Spiel kann sich aber eigentlich nirgendwo breit machen.

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