Könnte man ein Fußballspiel von Chronologie, Zeitablauf, Torfolge lösen, es wäre vieles in der Nachbetrachtung einfacher. So würde man womöglich in Nürnberg einen Punkt beim SC Freiburg, einem direkten Konkurrenten um den Abstieg, als einen Erfolg sehen, da man über 90 Minuten gesehen nicht das bessere Team war. Weil aber Chronologie im Gehirn jedes Menschen, also auch des Fußballfans, fest verankert ist, sieht er das 2:2 in Freiburg als eine Niederlage. Schließlich führte der 1. FC Nürnberg bis in die 79. Minute mit 2:1 und war mit 2:0 in die Pause gegangen.

Das Gegenteil von „gut gemacht“, so der Volksmund, ist „gut gemeint“. Beim FCN war nun zum zweiten Mal binnen sieben Tagen „gutes Spiel“ das Gegenteil von „gutes Ergebnis“. Wie schon gegen Stuttgart vor Wochenfrist spielte der Glubb auch gegen Bayern ansehnlich, hielt gegen einen tabellarisch weitaus besser gestellten Gegner mit und hätte bei besserer Chancenverwertung punkten können. Da jedoch vorne erneut die Null stand reichte den Gästen aus München ein einziger Lapsus in der Club-Verteidigung zum Sieg.

Manchmal tut ein Tor der Mannschaft, die es schießt, mehr weh, als der Mannschaft, die es kassiert. Was paradox klingen mag, wurde am Samstag auf dem Rasen des Max-Morlock-Stadions eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Der FCN war früh in Führung gegangen und verlor danach komplett den Faden. Das Team ließ sich nach allen Regeln der Kunst zerlegen und lieferte über 80 Minuten eine völlig indiskutable Leistung ab, bei der keiner der Spieler auch nur annähernd Normalform erreichte.

Es gibt Sportarten, in denen Spiele nach 62 Sekunden entschieden sind. Boxen, MMA und andere Kampfsportarten gehören dazu. Dort kann ein Gegner den anderen in der ersten Minute ausknocken und den Sieg in der ersten Minute nach Hause fahren. Im Fußball ist dies eigentlich nicht möglich und dennoch hatte man am Samstagnachmittag in Mainz das Gefühl, dass die Gastgeber den FCN in der ersten Minute niedergeschlagen hatten und sich der Club davon nicht mehr erholen konnte, so dass er das Spiel verlor.

Tritt der Tabellendritte beim Tabellenzehnten an, dann erwartet man eigentlich, dass ein Unterschied erkennbar ist zwischen Spitzenteam und Mittelfeldmannschaft, zwischen Champions League und Bundesliga, zwischen Hanke und Hegeler. Am Sonntagnachmittag im Max-Morlock-Stadion war nur eins zu erkennen: Kein Unterschied. Über weite Strecken begegneten sich beide Mannschaften auf Augenhöhe und am Ende gewann die Mannschaft, die den Sieg etwas mehr wollte, die sich nicht mit dem Remis zufrieden gab: Der FCN.

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