Ganz klar war am Samstagnachmittag im Max-Morlock-Stadion nicht, was da eigentlich passiert war in den vorausgegangenen 90 Minuten. Hatte eine völlig überforderte Abwehr den FCN an den Rand einer Niederlage gebracht? Hatte ein planloser Angriff den FCN einen Sieg gekostet? Hatte eine nicht souveräne Schiedsrichterin die drei Punkte auf dem Gewissen? Oder ein Trainer, der 90 Minuten auf einen wenig tauglichen Außenverteidiger setze? Hatte der Club durch das frühe Gegentor einen dreifachen Punktgewinn verspielt? Oder durch den späten Sturmlauf einen Punkt gewonnen?

 

Ein Schritt nach vorne sollte es werden: Nach vorne vor den Erzrivalen, nach vorne in die erste Tabellenhälfte, nach vorne Richtung Aufstiegsränge. Es wurde stattdessen ein Rückfall. Ein Rückfall in die Phase, in der Spiel um Spiel sang- und klanglos verloren wurde. Ein Rückfall in der Tabelle, ein Rückfall in alte Muster. Dabei war das Spiel in seiner Anlage kaum anders als in den Wochen zuvor, es fehlte einfach nur ein klein wenig Überzeugung, ein klein wenig Entschlossenheit und ein klein wenig Durchschlagskraft. Doch dieses klein wenig war am Ende entscheidend dafür, dass der SV Darmstadt mit 3:0 gewann.

 

Schön anzusehen war das Spiel über weite Strecken nicht. Kaum Torchancen, viele Fehlpässe (FCN 53%, Leipzig 35%) und wenig Platz. Das gesamte Spiel schien 25 Meter hinter der Mittellinie auf beiden Seiten zu enden. Auf Nürnberger Seite wurde damit die Vorgabe des Trainers möglichst eng und kompakt zu stehen eindrucksvoll umgesetzt. Mit frühem und konsequentem Pressing wurden die Gäste daran gehindert ihr schnelles Spiel aufzuziehen. Sie wurden neutralisiert. In der Hinsicht war es dann eben doch schön anzusehen, erst recht, weil eine jener Pressingaktionen sogar dazu führte, dass der FCN das Spiel gewann.

 

Es war das antiklimaktische Ende einer turbulenten Woche beim FCN. Auf das spektakuläre Montagsspiel und die ereignisreiche Jahreshauptversammlung am Dienstag folgte Freitagabend ein unspektakuläres und ereignisarmes 1:1 beim VfL Bochum. Doch für Fans, Mannschaft und Verantwortliche war das erste Remis im Kalenderjahr 2014 womöglich genau der richtige Abschluss bevor es in die Länderspielpause ging. Es könnte ein vorsichtiger Schritt in Richtung Konsolidierung sein, da der Club das erste Mal seit Februar nach einem Rückstand noch hat punkten können und Ansätze für eine sich etablierende Spielidee zu sehen waren.

 

Es ist unklar, ob Valerien Ismael sich vor dem Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern im Fundus von Sportvorstand Martin Bader bedient hatte, der in den vergangenen Jahren einen Satz letzte Patronen in seinen - im Gegensatz zu Michael A. Roth rein metaphorischen - Revolver geladen hatte; möglicherweise war es bei Bader auch immer dieselbe letzte Patrone, da ja kein Schuss losging, keine Lösung funktionierte. Ismaels letzte Patrone, ein Aussortieren von Raphael Schäfer, zündete, zunächst mit großem Knall, am Ende etwas leiser. Zum Schluss wäre der Schuss beinahe doch noch nach hinten losgegangen, doch der FCN rettete ein 3:2 gegen einen Aufstiegsaspiranten über die Zeit.

 

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