Als wollte die Mannschaft die am Sonntag hier geäußerte These, dass das Experiment mit Valerien Ismael gescheitert ist, beweisen, legte der FCN am Mittwochabend in Heidenheim einen Auftritt hin, der deutlich machte, dass ihr keinerlei Idee vermittelt worden ist, wie sie Fußball spielen soll. Neun Minuten waren gespielt, da stand es 0:2 aus Sicht der Gäste, ein Konter und ein Standard hatten die erneut neuformierte Abwehr ausgehebelt. Genau jene Punkte, vor denen Ismael noch vor dem Spiel gewarnt hatte. Wenn das Problem erkannt ist und man dennoch nichts dagegen tun kann, so lässt es nur einen Schluss zu: Der Trainer kann der Mannschaft die von ihm angedachten Maßnahmen nicht vermitteln.

 

Einen Versuch war es ja wert. Man holt einen Ex-Profi, jung, intelligent, eloquent, mit Siegerbiographie. Man stellt ihm eine junge Mannschaft zur Seite, die er nach seinen Vorstellungen formen und Fußball nach seinen Ideen lassen kann. Nach sieben Pflichtspielen muss man dieses Experiment als krachend gescheitert erklären. Ismael hat es zu keinem Zeitpunkt geschafft der Mannschaft, die durchaus Potential hat, eine eigene Ausrichtung, eine eigene Idee zu verpassen. Stattdessen verunsicherte er sie durch System- und Aufstellungswechsel. All das gipfelte am Sonntagnachmittag in Karlsruhe in einer desolaten Vorstellung, die ihresgleichen sucht.

 

Sechstes Spiel, sechste Startformation, sechstes Spielsystem, vierte Niederlage. Was sich ernüchternd liest, war auf dem Platz am Montagabend noch ernüchternder anzusehen. Wer erwartet hatte, dass die Mannschaft sich nach dem 4:0-Erfolg in Berlin über die Länderspielpause hätte sammeln und die Rückkehr von Kapitän Polak Sicherheit gewinnen können, sah sich eines Schlechteren belehrt. Polak ging auf neuer Position im zentralen Mittelfeld völlig unter, die Mannschaft war streckenweise völlig verunsichert und im Spiel nach vorne hatte der FCN über 90 Minuten genau eine Idee: Langer Diagonalball auf Außen, Flanke nach innen. Es war, schlicht und ergreifend, viel zu wenig für eine Mannschaft mit den von allen Verantwortlichen geäußerten Ansprüchen.

 

Individuelle Fehler am laufenden Band, dumme Fouls, Torwartpatzer, Anhängern des FCN muss das ganze Programm am Freitagabend in Berlin seltsam bekannt vorgekommen sein. Der entscheidende Unterschied an der Alten Försterei war allerdings, dass diese Fehler dieses Mal nicht vom Club, sondern vom Gegner begingen wurden. Da der FCN, wie auch all seine Gegner in dieser Spielzeit, die Einladungen anzunehmen wusste, feierte der Club den ersten Auswärtssieg seit Februar und den höchsten Auswärtssieg im Ligabetrieb seit einem 5:1 in Egelsbach im März 1997 (im Profibereich muss man sogar bis in den September 1987 zu einem 4:0 in Homburg zurückgehen).

Das Wort „individuell“ stammt aus dem Lateinischen, es bedeutet in seinem Ursprung „unteilbar“. So gesehen passt es, dass der Begriff der „individuellen Fehler“ in dieser Saison unteilbar mit dem FCN verbunden ist. Gegen den FSV Frankfurt war es Patrick Rakovsky, der sich mit einer unterlaufenen Ecke in die Reihe der individuellen Defensivpatzer ein. Er besiegelte so die dritte Pflichtspielniederlage des FCN in Folge, auch weil der Club ein Elfmetergeschenk nicht annahm und offensiv völlig planlos blieb.

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