Das Schlimmste am Abstiegskampf ist, dass es Hoffnung gibt, wo keine sein dürfte. Selbst nach einer desolaten Leistung, wie der des FCN in Wolfsburg, gibt ein Blick auf die Tabelle Hoffnung. Es ist nicht die Leistung der eigenen Mannschaft, die Mut macht, sondern die der Gegner im Abstiegskampf: Eine Derbyniederlage, ein 0:2 gegen einen direkten Konkurrenten, ein später Ausgleich. Das muss den Kontrahenten doch den Rest geben, das muss ihnen doch den Todesstoß versetzen, so die Argumentation. Man übersieht dabei, dass die eigene Mannschaft den Anhängern der Rivalen ebenso Hoffnung verleiht. Gerade wenn man so desolat auftritt wie der Club in Wolfsburg.

Gertjan Verbeek ist ein cleverer Zeitgenosse. Er weiß genau, was seine Mannschaft jetzt nicht vertragen kann. Eine Diskussion über die eigenen Qualitäten, über die eigenen Fehler, über die eigenen Unzulänglichkeiten. Für eine derartige Debatte ist die Lage zu gefährlich, die Stimmung zu angespannt, die Personaldecke zu dünn. Um also nach der in der Summe verdienten Niederlage in Freiburg keinerlei Diskussion hinsichtlich eines potentiellen Abstiegs aufkommen zu lassen, zettelte der Niederländer nach dem Spiel einen Diskurs über das Verhalten der gegnerischen Spieler, Trainer und Verantwortlichen an. Die eigene Mannschaft war damit trotz insgesamt schwacher Leistung aus der Schusslinie.

Kassiert man fünf Tore zu Hause, so kann man nicht zufrieden sein. Auf diese einfache Formel lässt sich das Spiel des FCN gegen Eintracht Frankfurt reduzieren. Da hilft es nicht Nebenschauplätze wie Joselus Ellenbogen, Joselus Fallsucht oder Joselus Joselu aufzumachen. Der Sieger an diesem Nachmittag war verdientermaßen die Frankfurter Eintracht. Die schafft damit den Sprung weg von den Abstiegsrängen, auf denen sich nach diesem Wochenende der FCN wieder befindet und die er ohne Mentalitätswandel auch nicht verlassen wird.

Abstiegskampf, Zweikampf. Die sprachliche Nähe der beiden Begriffe ist keine reine Zufälligkeit. Verliert man in einem Spiel gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf knapp 60% seiner Zweikämpfe, darf man nicht erwarten mit Punkten nach Hause zu fahren. Selbst, wenn es am Ende noch einmal knapp wurde und die Hamburger Tore glücklich waren, die Niederlage des FCN in Hamburg war mehr als verdient. Sie wirft den Club tief zurück in den Abstiegskampf.

Gertjan Verbeek macht es dem Berichterstatter schwer, da er meistens die wichtigsten Analysepunkte selbst sofort nach dem Spiel anspricht. So auch am Samstagabend: Eine bessere Analyse als „Man kann nicht alles haben“ kann man nach den 90 Minuten gegen Werder Bremen nicht abliefern. Schließlich lieferte der FCN die beste Leistung des Kalenderjahrs 2014 ab, konnte jedoch nichts Zählbares dafür mitnehmen. Es war in vielerlei Hinsicht ein Gegenentwurf zum vorangegangenen Heimspiel gegen Braunschweig, wo nichts passte außer dem Ergebnis.

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