Die Eindrücke aus Braunschweig in Worte zu fassen fällt schwer. Über eine Mannschaft, die einen derartigen Auftritt gegen eine Mannschaft hinlegt, der man selbst die Bundesligatauglichkeit abgesprochen hat, kann man eigentlich nur ein Urteil fällen: Bundesligauntauglich. Über 90 Minuten war der Gegner aus Niedersachsen, der zuvor vier Bundesligaspiele lang kaum ein Bein auf den Boden gebracht hatte, dem FCN spürbar überlegen. Dass das Spiel nicht verloren wurde, grenzt an ein Wunder

Nach dem Spiel war die Schlagrichtung aller Nürnberger schnell gefunden. Mit Präzision und Energie attackierten alle Beteiligten das Schiedsrichterteam. Auslöser war der wohl spielentscheidende Platzverweis gegen Javier Pinola eine Viertelstunde vor Ende einer bis dahin torlosen Partie. Doch sollte die Analyse – aller fehlenden Berechtigung der Ampelkarte zum Trotz – nicht eher in eine andere Richtung gehen? Nicht eher dahin, warum eine spielerisch nicht stärkere Auswärtsmannschaft in Nürnberg vierundzwanzig Schüsse aufs Tor abgeben darf? Nicht eher dahin, warum man selbst nur durch Standards gefährlich war?

Kann man wirklich von positiven Eindrücken sprechen, wenn der Gegner rekordverdächtige 78-81% Ballbesitz (je nach Quelle) hat, man selbst lediglich 80 Pässe an den Mann bringt und mit einem Schussverhältnis von 26:5 nach Hause geht? Wenn die Gegner am Ende souverän mit 2:0 gewinnen und dabei noch einen Elfmeter verschießen? Man kann, wenn der Gegner die beste Mannschaft Europas ist, selbst wenn diese sich gerade im Umbau befindet. Denn fast 70 Minuten verzweifelte der Champions League Sieger aus München an der Abwehr des FCN und mit etwas Glück in der ersten Halbzeit hätte sogar etwas mehr rausspringen können.

Vor Wochenfrist haben die hochgeschätzten Kollegen von „Clubfans United“  das Remis in Hoffenheim im Hinblick auf den„Torklau“ treffend als 2:3-Unentschieden beschrieben. War also nun das 2:2-Unentschieden gegen die Hertha dementsprechend ein 2:1-Unentschieden? Eingedenk des strittigen Elfmeters zur Berliner 2:1-Führung und des sehr glücklich abgefälschten Ausgleichstreffers der Hertha zum 1:1 könnte man zu diesem Schluss kommen. Man würde den Fokus der Betrachtung damit weg von der Mannschaft nehmen und in Richtung des Schiedsrichters hinbewegen. Doch käme die Mannschaft, die nach der Pause zu wenige offensive Ideen auf den Rasen brachte, nicht zu einfach davon?

Wo Menschen sind, passieren Fehler. Als Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer nach Abpfiff diese Worte spricht, bezieht er sich allein auf seinen Fehler in der 45. Minute, er hätte damit aber auch eine Überschrift für das ganze Spiel finden können. Fehlerfrei war an diesem 1. Spieltag nämlich kein Akteur auf dem Platz und da alle am Ende ungefähr gleich viele Fehler machten, stand es am Ende 2:2. Für den FCN war dieses Ergebnis in der Summe glücklich, denn der Aufreger des Spiels fiel zu Gunsten des Clubs aus. Mit dem Halbzeitpfiff übersahen Kinhöfer und sein Assistent, dass die Gastgeber ein reguläres Tor erzielt hatten und hauchten dem FCN so etwas wie Überlebenschancen ein.

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