Die Eindrücke aus Braunschweig in Worte zu fassen fällt schwer. Über eine Mannschaft, die einen derartigen Auftritt gegen eine Mannschaft hinlegt, der man selbst die Bundesligatauglichkeit abgesprochen hat, kann man eigentlich nur ein Urteil fällen: Bundesligauntauglich. Über 90 Minuten war der Gegner aus Niedersachsen, der zuvor vier Bundesligaspiele lang kaum ein Bein auf den Boden gebracht hatte, dem FCN spürbar überlegen. Dass das Spiel nicht verloren wurde, grenzt an ein Wunder

Ein Wunder, das zu großen Teilen den Namen Raphael Schäfer trägt. Der Torwart ist seit Wochen der einzige, der auch nur annähernd Normalform zeigt; auch am Sonntagabend parierte er drei Größtchancen der Gastgeber und bewahrte den Club vor einer Niederlage. Eine Niederlage, die absolut verdient gewesen wäre, wenn man sich die Leistung der restlichen Mannschaft ansieht. In allen Mannschaftsteilen gab es massive Unzulänglichkeiten zu bemängeln.

In der Defensive war es vor allem die rechte Seite, die immer wieder Probleme hatte. Die Braunschweiger Angriffe liefen gerade vor der Pause oft über Chandler und Drmic, die große Probleme hatten, ihre Seite dicht zu machen. Chandler machte zwar durch seine Torvorlage auf Rückkehrer Hlousek einige Minuspunkte wieder wett, ganz vergessen lassen konnte der US-Nationalspieler seine Probleme im Rückwärtsgang aber nicht.

Dazu kam, dass nicht nur defensiv einiges im Argen lag, sondern auch offensiv kaum etwas zusammenging. Natürlich kann man von effektiver Chancenverwertung sprechen, wenn die einzige Torchance der ersten Halbzeit im Netz landet. Gegen einen defensiv derart anfälligen Gegner muss aber mehr rausspringen als jeweils eine gute Chance pro Halbzeit. Gefordert ist hier natürlich allen voran Kreativführungsspieler Kiyotake. Doch auch den anderen Fußballern im Dress des FCN sind Ideen und Einfälle nicht verboten.

In Braunschweig wäre es ein leichtes gewesen öfter diagonale Bälle hinter die recht hoch stehende Abwehrreihe der Gastgeber zu spielen, versucht wurde es kaum.  Es spricht Bände, wenn die im ganzen Spiel am häufigsten gespielte Passkombination der Pass von Raphael Schäfer auf Daniel Ginczek war. 14-mal spielte der Nürnberger Torwart seinen Stürmer an; nur ein Anzeichen der Ideenlosigkeit im Aufbau des Clubs.

Über weite Strecken schien es so, als wüssten die Spieler nicht genau, was sie zu tun hätten. Ein Eindruck, der schlecht auf das Trainerteam zurückfällt, dem man so langsam attestieren muss, dass eine offensive Entwicklung der Mannschaft nicht stattgefunden hat. Stattdessen tun sich nun in der Defensive neue Probleme auf: Das letzte Pflichtspiel ohne Gegentor wurde am 16. März bestritten, also vor knapp sechs Monaten.

Seit dem 3:0-Heimsieg gegen Schalke folgten 13 Spiele – also fast eine gesamte Halbserie – ohne weiße Weste. Eine schwerwiegende Hypothek gerade weil die Offensive schwächelt und man in fünf dieser 13 Spiele selbst kein Tor schoss. Diese Bilanz und die extrem schwachen Eindrücke aus der – nun auch schon fünf Spieltage alten – neuen Saison lassen nun zumindest die Frage offen zu, ob das Trainergespann an der Seitenlinie das richtige ist.

Die Antwort darauf wird wohl sehr schnell folgen, zu prekär wirkt die Lage der Mannschaft.  Denn es schien an diesem Sonntagabend so, als ob die „Normalität“ nicht nur ins politische Bayern eingezogen ist, sondern auch in den Alltag des Clubs: Willkommen im Abstiegskampf!

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