Es ist keine Neuigkeit, dass ein Fußballspiel  oft von Nuancen entschieden wird. In Augsburg war die Nuance das Timing einer Flanke, die Kurve eines Kopfballs, die Absprunggeschwindigkeit eines Torwarts. Die Augsburger schlugen ihre Flanken zu weit, brachten ihre Kopfbälle nicht aufs Tor und scheiterten an Raphael Schäfer. Adam Hlousek dagegen schlug seine Flanke genau richtig, Josip Drmic sprang rechtzeitig ab und Alexander Manninger war geschlagen. Es war am Ende tatsächlich nur diese eine Szene die den Ausschlag gab dafür, dass die drei Punkte nach Nürnberg gingen. Ansonsten nämlich neutralisierten die beiden Teams sich weitgehend auf durchaus hohem Niveau.

Gerade in der ersten Halbzeit muss es den Spielern fast so vorgekommen sein, als sähen sie in einen Spiegel. Auf beiden Seiten aggressiv und früh störende Mannschaften, die versuchten den Spielaufbau der Gegenseite möglichst schnell zu unterbinden. Die Folge war kein besonders ansehnliches, aber ein intensives Spiel. Die einzigen Chancen entstanden dementsprechend aus Distanzschüssen, richtig gefährlich vors Tor kam in den ersten 45 Minuten niemand. Dies war eigentlich angesichts der erneut umformierten Abwehr des FCN verwunderlich, zeigte aber auch, dass eine Mannschaft, die gemeinsam ein klares Ziel verfolgt durchaus in der Lage ist, Ausfälle zu kompensieren.

Überhaupt schienen die Umstellungen dem Glubb kaum zu schaden. Ondrej Petrak interpretierte die Rolle als Sechser durchaus anders als Mike Frantz, wusste aber mit Dynamik und Laufstärke zu überzeugen. Das Innenverteidiger Pinola/Nilsson wusste ebenso zu überzeugen und verlieh der Defensive weitere Stabilität. Selbst Martin Angha, der zu Beginn noch einige Male wackelte, ließ sich von dieser Stabilität anstecken und brachte die Partie solide zu Ende. Einzig die offensiven Umstellungen schienen nicht so recht zu fruchten. Egal, ob Robert Mak oder später Timo Gebhart so richtig überzeugen konnte keiner als Ersatz für den nach vorne gerutschten Drmic. Dieser tat sich zwar schwer in neuer Rolle und wirkte weniger präsent erzielte aber auf dieser Position spielend das einzige Tor des Tages.

Ebenso präsent war Winterneuzugang Jose Campaña. Der Spanier kam in der Halbzeit und ersetzte Kiyotake wirkungsvoll. Er war einer der Gründe, warum der FCN in den ersten 25 Minuten der zweiten Halbzeit deutlich wacher und gefährlicher war als Augsburg. Dass der Pass auf Vorlagengeber Hlousek vor dem 1:0 von ihm kam, war kein Zufall. Doch auch in der Schlussphase, als Augsburg auf den Ausgleich drängte, tat der zweimalige U19-Europameister sich hervor, stahl den Augsburgern am Ende wertvolle Sekunden, indem er Cleverness weit über seine 20 Jahre bewies.

Es waren jene Minuten zwischen Wiederanpfiff und Tor, die das Spiel entschieden, hier hatte der Club Zug zum Tor, hier agierte er planvoll und kam zum Erfolg. Da Augsburg danach in seiner Drangphase, die mehr oder weniger den Rest der zweiten Halbzeit umfasste, nicht zum Torerfolg kam, stand am Ende der dritte Dreier im vierten Rückrundenspiel. Dieser kam zustande, weil die Schwaben eben nicht so effektiv vor dem Tor waren wie der Club, weil sie ihre Großchance durch ihren Spieler der Stunde neben das Tor setzten und weil irgendein Nürnberger, egal ob Schäfer oder Feulner, immer rettend da war.  Es waren eben nur Nuancen, die den Gastgebern fehlten.

Es spricht, wie schon in Berlin, für die Mannschaft, dass sie nun in der Lage ist, derartige Spiele zu gewinnen. Spiele, in denen sie nicht die bessere Mannschaft ist, sondern sich mit taktischer Disziplin und Kampfstärke in das Spiel beißen muss. Es spricht für den Trainer, dass er nach dem Spiel klar anspricht, dass fußballerisch noch Luft nach oben ist. Nach oben könnte es bei anhaltendem Aufwind auch tabellarisch gehen. Schon jetzt steht der Glubb so hoch in der Tabelle wie seit dem dritten Spieltag nicht mehr. Die Rückrundenausbeute von neun Punkten hatte der FCN in der Hinrunde erst nach fünfzehn nicht schon nach vier Partien auf dem Konto. Es spricht vieles dafür, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist, selbst wenn am Ende nur Nuancen entscheidend sind.

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