Am Ende blieb sogar Zeit für kleine Sentimentalitäten: Die Dauerverletzten Mike Frantz und Per Nilsson durften in der Nachspielzeit wenige Minuten mitkicken. Vielleicht hätten die beiden auch bei einem anderen Spielstand mitmachen dürfen, das 2:0 für den FCN aber machte die Comebacks der beiden umso süßer. Zentrale Figur des Nachmittags war aber weder Frantz noch Nilsson, sondern Dominic Maroh. Bester Zweikämpfer des Spiels, dazu Torschütze zum 2:0. Der 24-Jährige untermauerte damit seinen Anspruch auf den Stammplatz in der Innenverteidigung und einen neuen Vertrag im Sommer.

Man mag von den Plakaten, die an der Brüstung von Block 10 hängen, halten, was man mag, nach dem Derby fasste ein Wort, das da noch prangte, alles zusammen: Schande! - Eine Zustimmung zu diesem Urteil mag nicht dem üblichen sachlich-nüchternen Stil der Berichte an dieser Stelle entsprechen. Doch der Stil derer, welche die roten Dressen spazieren trugen, entsprach auch nicht dem üblichen Stil von Fußballern in einem Lokalderby. Und so ist der Abend des 20.12.2011 für einen Nürnberger, der aus seinem Fenster den Schein der Flutlichtmasten sieht, aber in Fürth arbeitet, ein Fall, wo er das übliche Korsett der sachlichen Berichterstattung abstreifen muss und in die Welt schreit: Kreizdunnawedda nuamol, isses denn wärkli zfill erwadd, dos dei da unna am Blads gabbiern, was sua Derrbie aichentlich bedeuden dud? Fier mi und fier an jedn anneren Nämbercher, der wo irchend so an bleiden Fädder kenna dud? --- Anscheinend ja.

 

Der geneigte Mitfahrer hatte bei den Auswärtsspielen des 1. FC Nürnberg so einiges erleben dürfen, eines jedoch seit Ende Oktober nicht mehr: Ein Tor des FCN. Als sich dies nach acht Minuten in Leverkusen dank Daniel Didavi geändert hatte, konnte man freilich noch nicht ahnen, dass am Ende der neunzig Minuten zwei weitere Jubelmomente folgen sollten. Noch weniger konnte man ahnen, dass 82 Minuten nach Didavis Führungstor ein völlig ungefährdeter 3:0-Erfolg des FCN auf der Anzeigetafel leuchten würde. Ebenso wenig konnte man ahnen, dass nur eine Woche nach der schlechtesten Saisonleistung die beste Leistung folgen würde. Eine Leistung, die durch großes Engagement in allen Mannschaftsteilen und eine hervorragende Einstellung erreicht wurde.

Man hätte Vedad Ibisevic verkabeln sollen. Seine Ankündigung gegen Philipp Wollscheid hätte alle im Stadion anwesenden Anhänger des FCN vorbereitet auf das, was sich ab der 39. Minute im Max-Morlock-Stadion abspielen sollte. Es tat in vielerlei Hinsicht weh. Es tat weh, dass die Hoffenheimer nicht die Größe besaßen den Ball trotz verletzten Spielers ins Aus zu spielen. Es tat weh, dass Schiedsrichter Drees ein hartes, aber – mit obiger Ausnahme – nicht unfaires Spiel als Schlachtfest bewertete. Es tat aber vor allem weh, die Selbstaufgabe der eigenen Mannschaft zu sehen, die sich gefügig in ihr Schicksal ergab.

Was muss man aus der 2:0-Niederlage in Hamburg nun eigentlich mitnehmen? Dass der FCN zum neunten Mal in den letzten zehn Spielen nicht gewonnen hat? Oder dass der spielerische Aufwärtstrend aus dem Lautern-Spiel weitergeht? Dass wieder einmal individuelle Fehler in der Rückwärtsbewegung zu Gegentoren führten? Oder dass die defensive Ordnung sich insgesamt verbessert darstellte? Dass die Chancenauswertung nur mit dem Adjektiv katastrophal zu beschreiben ist? Oder dass sich in den letzten Monaten selten so viel Chancen erspielt wurden?

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